Polen und die Popkönigin: Madonna erscheint, Katholiken entsetzt
Ein geplantes Konzert der US-Popsängerin Madonna an Polens Marientag sorgt für Ärger.
Auf dem Hellen Berg in Tschenstochau sitzt ein Meer von Pilgern in hellen Hemden auf der Wiese vor den hohen Gemäuern und singt Lieder, begleitet von Gitarre und Trommeln aus dem Lautsprecher. Im festungsartigen Paulinenkloster steht Polens Nationalheiligtum - das 600 Jahre alte Bildnis der Schwarzen Madonna. Dank ihr wurden im Lauf der Jahrhunderte Angreifer abgewehrt, so schlug die polnische Kavallerie am 15. August 1920, am Marientag, die Rote Armee vor Warschau.
Nun will am Marientag dieses Jahres die Popsängerin Madonna in Warschau auftreten. Das Datum habe sie nicht zufällig gewählt, davon ist Marin Brudzinski überzeugt. Der politische Rechtsaußen und Gründer der katholischen Organisation Pro Polonia sieht das polnische Nationalheiligtum verunglimpft; viele tausend Protestunterschriften hat er gesammelt.
Doch vergeblich versuchte er bislang den rechtskonservativen Präsidenten Lech Kaczynski zu gewinnen, ein Auftrittsverbot durchzusetzen, auch das Episkopat ließ einen "Marienprotestaltar" in der Mitte der Stadt nicht zu. Viele Gläubige des angeblich erzkatholischen Landes stecken in der Zwickmühle - sie erkennen die Provokation, gleichzeitig wollen sie dem Westen nicht wieder eine Vorlage liefern, sich über wunderliche Katholiken am Ostrand Europas lustig zu machen.
"Mit Ihnen reden wir nicht darüber!", meinen drei junge, Rastalocken tragende Pilgerinnen in Tschenstochau zum neugierigen Reporter mit dem deutschen Akzent. "Eine satanische Provokation ist dieses Konzert!", meinte hingegen Lech Walesa, an dessen Revers stets ein Bildchen der Muttergottes haftet.
Nach dem Willen der Protestkatholiken soll nun die Gegend um das Konzert mit Marienflaggen verziert werden, vor dem Konzertgelände sollen Gebetsversammlungen stattfinden. Doch möglicherweise findet Madonnas erster Auftritt gar nicht am Marientag statt: Marcin Wejdelek, Warschaus erster Feuerwehrmann, hat das Konzert bislang nicht freigegeben, es gebe noch Sicherheitsprobleme.
Es ist nicht das einzige Problem, das die Sängerin bei ihrer Osteuropatournee hat. Ihr für den 20. August angekündigter Auftritt in Sloweniens Hauptstadt Ljubljana wurde gestern abgesagt. Als Grund nannten die Veranstalter "unvorhersehbare logistische Schwierigkeiten".
Leser*innenkommentare
GastAntworter
Gast
"Ja, der antikatholische Reflex ist in Deutschland im Bezug auf Polen immernoch putz munter."
Grammatikalisch falsch und inhaltlich, mit Verlaub: Absoluter Blödsinn!
linksorientiert
Gast
Verzeihen Sie bitte, aber Idioten gibt es überall in der Welt. In Polen sterben sie auch langsam aus.
Zwar ist die Aufhäufung von ihnen immer noch groß, aber das ändert sich. Das sind Fanatiker, die auf sich selbst aufmerksam machen wollen. Sonst existieren sie in der Öffentlichkeit nicht. Walesa hat wieder die Chance verloren zu schweigen. Es ist besser, wenn er den Mund hält. Seit langem hat er nichts zu sagen.
Das Konzert findet statt!!!
D.Frey
Gast
Satanische Provokation, nennt L.Walesa den Auftritt am Marientag von Madonna in Warschau, nach dem Motto: Warum sachlich bleiben, wenns auch persönlich geht...
M.Bruzinski von Pro Polonia meinte sogar, daß der Termin von Madonna nicht zufällig gewählt wurde und unterschlägt dabei bewußt, daß ihr Management die Termine macht!
Gott sei Dank bleibt wenigstens L.Kaczynski bei der ganzen Überhitzung dieses Themas cool..!
Mir kommt gerade in den Sinn wie die Reaktion der
sogenannten Katholiken in Polen wohl ausfallen würde, wenn Karel Gott zufällig am Marientag ein Konzert in Polen geben würde...!
Berthold Sonnemann
Gast
Es wäre besser, wenn diese polnischen Katholen etwas gegen den in ihren moralinsauren Sümpfen noch immer wuchernden Antisemitismus unternehmen würden statt scheinheilig eine Künstlerin mit dem bürgerlichen Namen Madonna Ciccone zu schikanieren.
gast
Gast
Ja, der antikatholische Reflex ist in Deutschland im Bezug auf Polen immernoch putz munter. Der alte Fritz wäre auf JENS MATTERN und co. richtug stolz.