Stadtwerke-Holding Thüga: Eon bringt Verkauf auf den Weg

Offenbar kommen zwei Gruppen von Stadtwerken gemeinsam zum Zuge. Die Bürgerinitiative Energie in Bürgerhand hofft, in der zweiten Runde doch noch einsteigen zu können.

Darmstadts Straßenbahnen fahren bald wieder mit kommunalem Strom. Bild: dpa

FREIBURG taz | Der Verkauf der Stadtwerke-Holding Thüga durch Eon ist offenbar klar. Die zweitägige Klausur des Eon-Aufsichtsrats dauerte gestern bei Redaktionsschluss zwar noch an, doch die Richtung war absehbar: Eon wird seine Tochter vermutlich für knapp 3 Milliarden Euro an zwei Gruppen von Stadtwerken verkaufen.

Ursprünglich war ein Kaufpreis von 3,5 bis 3,8 Milliarden Euro im Gespräch. Der Preis reduzierte sich nun, weil einige der 110 Thüga-Beteiligungen aus dem Paket herausgelöst wurden. So wird etwa über die HSE Darmstadt oder die Berliner Gasag individuell verhandelt. Der Darmstädter Versorger zum Beispiel will die von der Thüga gehaltenen Anteile von 40 Prozent selbst zurückerwerben, womit Darmstadt wieder einen vollständig kommunalen Energieversorger bekäme. Auch andere Städte hätten gern eine komplette Rekommunalisierung ihres Energieversorgers vollzogen, doch die meisten Gesellschaftsverträge lassen das nicht zu.

Nach dem gestrigen Stand werden die Stadtwerke Hannover, Frankfurt und Nürnberg mit ihrer neu gegründeten Gesellschaft Integra im ersten Schritt jeweils rund 20 Prozent der Thüga-Anteile übernehmen. 40 Prozent gehen an einen Zusammenschluss von 46 kleineren Versorgern (Kom 9) unter Führung der Freiburger Badenova.

In einer zweiten Runde soll mindestens ein weiterer Gesellschafter hinzustoßen. Im Gespräch ist der dänische Energiekonzern Dong, der 25,1 Prozent der Anteile übernehmen könnte. Dong sei wegen seiner Erzeugungskapazitäten attraktiv, heißt es. Damit allerdings hätte dann wieder ein Großunternehmen eine aktienrechtliche Sperrminorität, womit das Ganze nur noch eine Rekommunalisierung light wäre.

Hoffnung auf eine Beteiligung in der zweiten Runde macht sich auch die Freiburger Bürgerinitiative Energie in Bürgerhand. Sie hat inzwischen 17 Millionen Euro an Bürgerkapital akquiriert und sammelt weiter. Rund 3.000 Bürger haben Beträge zwischen 500 und mehreren 10.000 Euro bereitgestellt. Für den heutigen Mittwoch ist ein Gespräch mit dem Vorstand der Freiburger Badenova geplant, der im Auftrag der Kom 9 direkt mit Eon verhandelt hat und nun Gespräche mit weiteren Interessenten führt.

Eon selbst wollte sich gestern nicht äußern. Ein Verweis des Unternehmens auf die Börsenrelevanz war als Indiz zu werten, dass man über die Entscheidungen erst nach Börsenschluss berichten wollte.

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