Thyssen Krupp will Werft verkaufen: Blohm+Voss unterm Hammer
Der Hamburger Schiffbauer Blohm+Voss ist in der Krise. Thyssen Krupp will ihn deshalb los werden. Und der Betriebsrat fürchtet um die Marine-Aufträge, auf die er so viel Hoffnung setzt.
HAMBURG taz | Der Thyssen-Krupp-Konzern verhandelt offenbar über einen Verkauf der Hamburger Werft Blohm+Voss. Die Konzerntochter Thyssen Krupp Marine Systems (TKMS) führe "national wie international Gespräche, wie sowohl der strukturellen als auch der konjunkturellen Krise, die den Schiffbau besonders hart getroffen hat, begegnet werden kann", teilte TKSM mit.
Der Betriebsrat von von Blohm+Voss befürchtet, dass sich der Konzern vom zivilen Teil der TKSM trennen wolle. Dem stünden eindeutige Verträge über die Struktur von TKSM entgegen.
Der Werftenverbund unter dem Dach von ThyssenKrupp ist 2005 aus Blohm+Voss, den Nordseewerken in Emden und den Howaldtwerken Deutsche Werft (HDW) in Kiel geschmiedet worden. Neben dem Maschinen- und Anlagenbau sowie dem Bau und der Wartung ziviler Schiffe ist bei TKSM der militärische Schiffbau Deutschlands konzentriert. Allein Blohm+Voss beschäftigt 1.700 Menschen. Am 1. Mai ist Kurzarbeit eingeführt worden.
TKSM will sich zu den Gesprächen nicht äußern, verweist aber auf "erhebliche Überkapazität" auf dem Weltmarkt. Vizebetriebsratschef Michael Ehlert äußert sich konkreter. Weil so wenige Containerschiffe und Yachten nachgefragt würden, seien in Deutschland mehr als 50 Prozent der Fertigung weggebrochen.
Ehlert baut deshalb auf die Aufträge der Marine: Zwei Fregatten vom Typ F 125 sollen in den nächsten Jahren in Hamburg auf Kiel gelegt werden. Damit lasse sich Beschäftigung sichern. "Die angedrohte Schließung des Schiffsneubaus ist für uns daher in keinem Fall eine Alternative zu einem Verkauf der Blohm+Voss-Betriebe", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Blohm+Voss-Betriebsräte. Thyssen Krupp müsse bei TKSM die zivilen und militärischen schiffbaulichen Aktivitäten erhalten und erneuern.
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