Amtsverteidiger Peter Müller: Der große Umarmer

Der Wahlkämpfer und Ministerpräsident Peter Müller ist auf seiner letzten Tour durch das Saarland. Auf einer Zeltkirmes herzt er alles und jeden - schließlich ist am Sonntag Wahl.

Volkstribun Peter Müller am Stammtisch seiner kleinen Nation, dem Saarland. Bild: reuters

Zeltkirmes in Niedergeilbach hart an der Grenze zu Lothringen bei Sonnenschein und 31 Grad Celsius draußen im Schatten - und drinnen im voll besetzen Großraumzelt heizen die Enzheimer Waldmusikanten die Stimmung der rund 500 Besucher an. Das Bier fließt in Strömen - und der Schweiß auch. Mittendrin an diesem Montag: Peter Müller, Ministerpräsident des Saarlandes und Chef der CDU des Landes.

Und der MP - wie Müller von seinem Stab knapp genannt wird - ist in seinem Element. Der Illinger zieht mit seinem Tross von Schanktisch zu Schanktisch, klopft Schultern, gibt Küsschen und schmeißt Runden. Bei den Fußballspielern des FC Niedergeilbach bleibt er länger, singt ihre schrägen Trinkchoräle mit und trinkt ein halbes Maß leer.

"Mer Saarlänner känne schaffe, mer könne awwer och gutt feirwe", konstatiert Müller und lobt später am Saalmikrofon die Lewwerknepp (Leberknödel) mit Kraut für nur zwei Euro, "was es nerchend wo sunst in Deutschland mehr gibbt!"

Davon jedenfalls, dass sein Kontrahent Heiko Maas (SPD) ausgerechnet am Kirmestag, dem höchsten Feiertag in der Unionshochburg Niedergeilbach, ankündigte, vor das Verfassungsgericht des Saarlandes ziehen zu wollen, weil die Anzeigenserie "Der Ministerpräsident informiert" in den Amtsblättern des Landes nichts anderes als "schamlose Wahlwerbung" sei, ließ sich Müller die Stimmung nicht verderben.

"Lächerlich" nennt er den Vorwurf des SPD-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am Sonntag. Schließlich informiere er in diesen Amtsblättern die Beamten und Angestellten des Landes schon seit einem halben Jahr, "aber erst fünf Tage vor der Wahl reibt sich der Herr Maas daran". Da könne sich jeder seinen Teil dazu denken, so Müller.

Da ist der Ministerpräsident schon längst in der Gesellschaft mit geilen Weibern (GmgW), einer trinkfesten Hardcore-Frauengruppe in fliederfarbenen T-Shirts. Wir glauben an den Müller-Pit, das Leben und die Lust - und haben auch noch Durst, skandieren die Mädels jetzt.

Und Müller ordert brav noch eine Runde, und noch eine, jetzt wird ihm der Schlips gelockert. Gemeindevorsteher Ottmar Groß (CDU) greift ein. Die Lebberknepp werden serviert.

Dann steht er plötzlich im Zelt, der einzige Grüne von Niedergeilbach. Und das auch noch im grünen T-Shirt mit dem Aufdruck: "Ich bin ein Grüner!" Gleich 25 Prozent der Stimmen hat Devin Schneider bei den Kommunalwahlen im Juni geholt und die seit Jahrzehnten den 581 Seelen zählenden Ort alleine beherrschenden Christdemokraten "in einen Schockzustand versetzt" (Schneider).

Müller aber nicht. Der nimmt den Grünen in den Arm: ein grandioses Bild für die Fotografen von der Lokalpresse. Ist das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft und der erste Hinweis des MP auf Jamaika an der Saar? Müller winkt ab. "Wir schaffen das mit der FDP alleine", gibt er sich siegessicher. Vor dem Auszug aus dem Festzelt überreicht er Groß einem Umschlag mit einem Geldgeschenk für die Organisatoren der Kirmes: "Lieber en Unkel, der was mitbringt, als eine Tante, die nur Klavier spiele kann." Müller ein Volkstribun? Ja. Und er hat seinen Spaß dabei.

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