Kommentar Opel-Verkauf: Den Versuch ist es wert

Der Opel-Verkauf - eine Verschwendung von Steuergeldern? Nein - der Verkauf ist der richtige Versuch. Denn die Zerschlagung der industriellen Substanz hätte verheerende Folgen.

Nehmen wir an, dass die Offerte des US-Autokonzerns General Motors (GM), Opel an Magna zu verkaufen, ernst gemeint ist. Dass es sich nicht um ein Zeitspiel handelt, um Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über den Wahltermin Ende September zu retten. Was wäre es dann? Eine Verschwendung von Steuergeldern, wie der Bund der Steuerzahler argwöhnt? Nein, es wäre - bei aller Kritik im Detail - der richtige Versuch, Opel zu retten. Um damit industrielle Strukturen und technisches Wissen in Deutschland und Europa zu erhalten, ohne die es eine ökologisch-soziale Mobilität nicht geben kann - von zukunftsfähigen, gut bezahlten Arbeitsplätzen ganz zu schweigen.

Denn was wäre die Alternative zum Magna-Verkauf gewesen? Die Zerschlagung von Opel, der ein Großteil der industriellen Substanz zum Opfer gefallen wäre. Welch verheerende Folgen das nicht nur für die Jobs bei Opel und den Zulieferern hätte, kann man eindrucksvoll in Ostdeutschland studieren.

Weil dort nach der Wende die industrielle Basis vernichtet wurde, ergriffen anschließend die Landesfürsten - mit viel Steuergeld - jeden Strohhalm: Sie scheiterten grandios, zum Beispiel bei Cargolifter und diversen Chipfabriken. Und selbst die hochgelobte ostdeutsche Solarindustrie steckt aktuell in der Krise, weil chinesische Firmen die vergleichsweise wenig komplexen Sonnenstrommodule billiger produzieren können.

Sicher, der neue Opel-Konzern wäre zu klein, um langfristig lebensfähig zu sein. Dieses Problem ließe sich aber durch Kooperationen lösen, zum Beispiel mit GM. Sicher ist auch, dass es weltweit enorme Überkapazitäten im Automobilbau gibt - aber warum soll gerade die Opel AG als Erste dran glauben, die durchaus vernünftige Fahrzeuge für den Massengebrauch produziert? Sollen doch erst mal andere sehen, wie sie ihre Spritfresser losschlagen!

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Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

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