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Charlotte Roches Debüt bei "3 nach 9""Obenrum" bestanden

Die Ex-Viva-Moderatorin und "Feuchtgebiete"-Autorin bleibt in der Talkshow ganz die Sponti-Plauderin - auch ohne "Untenrum-Themen". Das Duo mit di Lorenzo könnte funktionieren.

Lockere Zunge und feiner Geist - das neue Traumduo des deutschen Talkshow-Universums: Charlotte Roche und Giovanni di Lorenzo. Bild: ap

Die erste Geste ist eine geballte Faust. Fast wie Dieter Bohlen, wenn er die Gitarre mal wieder Gitarre sein lässt. Charlotte Roche scheint nervös zu Beginn ihrer ersten "3 nach 9"-Sendung. Die Mundwinkel zucken, als sie vorgestellt wird - als wüsste Roche nicht, ob sie jetzt lächeln oder es lieber bleiben lassen soll. Ihr Mund und sie entscheiden sich für das Lächeln - und das wirkt echt.

So wie Charlotte Roche an diesem Freitagabend stets wirkt wie Charlotte Roche. Zumindest so wie die Person, die wir als Charlotte Roche von ihren Fernsehstationen bei VIVA, Arte oder 3Sat kennen. Oder von ihrer eigenen Talkshowtingelei, nachdem ihr Roman "Feuchtgebiete" an die Spitze der Bestsellerlisten gestürmt war.

Die 31-Jährige plappert und versucht nicht die seriöse Feuilletonistin zu mimen. Für den Part sitzt ihr Giovanni di Lorenzo gegenüber. Roche gesteht Michael Herbig, dass sie nervös sei und fragt, ob er auch manchmal nervös sei. Das ist nicht sonderlich originell, aber wenn einem di Lorenzo gegenüber sitzt, der bei seinen Fragen einen Redefluss vorausschiebt, der immer auch deutlich machen soll, dass die nun gleich folgende Frage mit richtig klugen Hintergedanken formuliert wurde und deshalb aus gutem Grund auf dem Kärtchen steht, wirkt eine Roche mit ihrer quiekenden Stimme und der direkten Art auflockernd. Und genau deshalb könnte dieses Duo funktionieren.

Dass es an diesem Abend noch nicht vollends zündet, liegt auch an den Gästen: Die Cellistin Sol Gabetta, die Frau ist ein neuer Star der Klassik, sieht - wie alle aktuellen Klassikheroen - ganz adrett aus und hat nicht allzu viel zu sagen. Michael "Bully" Herbig promotet gerade seinen "Wicky"-Film und ist ein netter Kerl. Zumindest im Fernsehen. Und Peter Kraus? Der ist nicht mal halb so viel Rock'n Roll wie Charlotte Roche. "Mein 40. Hochzeitstag ist mir wichtiger als mein 70. Geburtstag", sagt Kraus. Oder: "Ich wollte auch immer den Eltern gefallen." Dass er das schon bald nach seiner rebellischen Anfangszeit tat, verwundert nicht.

Nur Christoph Schlingensief, dem Roche gesteht, wie sehr sein Buch über den Umgang mit seiner Krebserkrankung ihren eigenen Alltag verändert habe (und dies sogar mit Beispielen unterfüttern kann), bricht den Gästezwieback etwas auf. Zuerst redet der Theaterregisseur über seine letzte - anscheinend wenig positive - Diagnose und wettert dann gegen die FDP. Roche findet das lustig, di Lorenzo nicht, der stoppt Schlingensiefs Redefluss. Obwohl der eigentlich Roches Gast war.

Aber die Roche ist halt noch nicht so lange bei den Öffentlich-Rechtlichen. Da muss man so kurz vor der Wahl aufpassen, dass in den Unterhaltungsformaten nicht zu viel über Politik gesprochen wird. Und Roche lernt schnell: Als Schlingensief weiter und weiter redet und berichtet, wie gut er den SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier findet, steht Roche auf und hält ihm den Mund zu.

Doch das reicht nicht für einen - von manchen wohl erwarteten (oder erhofften) - hyperaktiven Skandalauftritt: Roche kommt ganz ohne "Untenrum-Themen"aus. Sie setzt stattdessen obenrum ein Statement: Auf ihrem Kopf trägt sie zwei geflochtene Zöpfe, die sich vom Nacken aus einmal um den Kopf schlingen - wie eine Blumenkette. Sieht nach Nachwuchshoffnung im Landfrauenverein aus - oder nach einem Image ohne Feuchtgebiete.

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7 Kommentare

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  • H
    heine

    fr. roche, lassen sie sich nicht unterkriegen, sie schaffen das! irgendwelche showis können sich

    natürlich nicht genug an ihnen aufhängen, wir sind von ihnen überzeugt! gruß von der familie!

  • H
    hero-turtle

    Kann man gar nichts verpasssen ; )

    http://www.youtube.com/watch?v=hzJuct46-x4

  • B
    Boris

    Im Mainstream-Talk angekommen würd ich eher sagen.

    C-Promi Gäste (Peter Kraus/Bully Herwig),

    einschläfernde Moderation,Prozac Ersatz für

    weichgekochte Bildungsbürger.

    Aber dann Rotfunk-SKANDAL:Schlingensief verunglimpft FDP

    und bezeichnet Steinmeier als bessere Merkel...

    Im vorauseilenden Gehorsam würgt das Moderatorenteam jegliche politische Debatte ab

    anstatt kluge Fragen zu stellen und endlich

    Pfeffer in diese abgestande Veranstaltung zu bringen.Charlotte im Sumpf der deutschen Seichtgebiete.Funtioniert prima.

  • M
    Majo

    Trivialer gehts nicht, oder doch ?

  • B
    Bastlmayer

    Gut dass wohl auch bei der Roche die Feuchtgebiete wieder trocken gelegt sind und sie sich jetzt wieder gscheiteren Themen für die sie auch besser geschaffen ist zugewendet hat oder wendet. Irgendwann wird's sicher auch bei "3 nach 9" wieder mal etwas feucht, da ist sie dann aber wahrscheinlich so trocken, dass sie über das Thema locker hinwegführt. Besser ist auf jeden Fall die "Roche mit der lockeren Gosch" als die Roche als vermeintliche Provokateurin mit der Computertastatur, auch wenn das Produkt der Schreiberei mal einige Zeit auf Platz eins der Bestenliste stand. Warum wohl?

  • H
    Hugo

    Hallo uppsi:

    Heutzutage kann man doch gar nichts mehr verpassen:

    http://www.radiobremen.de/mediathek/index.html?id=017154

     

    gruß! hugo

  • U
    uppsi

    Ach! Schade dass ich das verpasst habe, aber vielen Dank für die Zusammenfassung. Der Kommentar über die Frisur ist allerdings mehr als überflüssig!