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: Burkina Fasos ewiger Ober-Korrektor


Es ist ganz einfach, ewig an der Macht zu bleiben, auch wenn das gar nicht erlaubt ist. Erst regiert man vier Jahre als Militärputschist. Dann gibt man sich in einer neuen demokratischen Verfassung die Möglichkeit, sich zweimal für je sieben Jahre wählen zu lassen, und regiert 14 Jahre. Kurz vor Schluss ändert man dann die Amtszeit auf zweimal fünf Jahre, und weil das nicht rückwirkend gilt, winken jetzt nochmal 10 Jahre an der Macht. So hat es Blaise Compaoré in Burkina Faso gemacht. Er herrscht schon seit 1987 und könnte bis 2015 bleiben: Mit seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl vom vergangenen Sonntag beginnt nun die erste seiner fünfjährigen Amtszeiten.

Dabei gilt Compaoré im Vergleich mit seinen Amtsvorgängern eher als liberal und fortschrittlich. Unter seiner Herrschaft wurde Burkina Faso, einst das Armenhaus der Sahelzone, zu einem der stabilsten Länder der Region mit einem positiven Image, das viel mit dem internationalen Filmfestival „Fespaco“ zu tun hat, dem Cannes des afrikanischen Films. Die Hauptstadt Ouagadougou boomt. Sinkende Aids-Infektionsraten und eine Vorreiterrolle beim Kampf gegen Mädchenbeschneidung zeugen auch von progressiver Politik.

Die Schattenseite dieser Erfolge ist die undurchsichtige regionale Rolle des verschwiegenen Compaoré als alter Freund Libyens und Förderer dubioser Warlords, von Charles Taylor in Liberia Anfang der 90er-Jahre bis zu manchen Rebellen in der Elfenbeinküste heute.

Sein Aufstieg symbolisiert diese Zweideutigkeit. Blaise Compaoré war ein Freund des Revolutionsführers Thomas Sankara, als dieser 1983 aus Obervolta die „Republik der Anständigen“ (Burkina Faso) machte, als Avantgarde der Erneuerung in einem damals von finsteren Militärdiktaturen geprägten Westafrika. Doch 1987 putschte Compaoré gegen Sankara, der dabei ums Leben kam. Sankara war charismatisch und begeisterte die Menschen – Compaoré war verschlossen und flößte ihnen Angst ein. Er verkündete die „Korrektur der Revolution“, richtete seine Widersacher hin – aber statt eines blutrünstigen Militärregimes baute er ein Mehrparteiensystem auf, an dessen Spitze er seit 1991 ohne Probleme regiert.

Erst bei der diesjährigen Wahl beendete die in Kleinparteien zersplitterte Opposition überhaupt ihre Praxis, Wahlen in Burkina Faso nahezu komplett zu boykottieren. Und passend dazu, dass die Kultur des Landes lebendiger ist als die Politik, stellten die lokalen Medien den Wahlkampf als Theaterschauspiel dar. Mit rund 70 Prozent der Stimmen hat Compaoré nun gewonnen. Burkina Faso wird also weiter stabil bleiben. Es gibt in Westafrika Schlimmeres. DOMINIC JOHNSON