Vor der Landtagswahl in Brandenburg: Platzeck wahlkämpft mit links

Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck tourt vor der Landtagswahl durch die Städte. Die Linke im Nacken, setzt die SPD auf das Thema Gerechtigkeit.

Hebt ab: Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck. Bild: dpa

Matthias Platzeck will es wissen. Eine Woche ist es her, dass eine Umfrage dem SPD-Politiker und brandenburgischen Ministerpräsidenten bescheinigt hat, bei der Landtagswahl am 27. September nur noch drei Prozent vor der Linkspartei zu liegen. Nun steht Platzeck auf dem Spremberger Marktplatz, hat das Jackett ausgezogen und ruft mit heiserer Stimme ins Mikrofon: "In den vergangenen Jahren haben wir die Arbeitslosigkeit halbiert. Damit sind wir besser als Sachsen." Platzecks Anhänger danken es mit tosendem Applaus.

Matthias Platzeck ist ein Wahlkämpfer, einer, dem sein Kampagnenchef nicht von ungefähr das Label "Der Brandenburger" verpasst hat. Kaum in Spremberg eingetroffen, schüttelt er Hände, stärkt sich mit Bier und Wurst, steigt auf die Bühne, legt los. Von der Kassiererin spricht er, die wegen eines unterschlagenen Pfandbons gekündigt wurde, und von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, der zur gleichen Zeit eine Millionenabfindung einklagte. Platzecks Botschaft kommt an: "Wenn die Verhältnisse so sind, müssen wir die Verhältnisse ändern."

Ob Platzeck auch sein Verhältnis mit der CDU als Koalitionspartner ändern will, ist die spannende Frage bei dieser Brandenburg-Wahl. Seit zehn Jahren regiert die SPD mit den Christdemokraten, doch seit geraumer Zeit knirscht es gewaltig. Stein des Anstoßes ist Landesvize Sven Petke. Der würde die CDU gerne in der Opposition erneuern und gilt als Polarisierer. Zwar unterlag Petke beim Kampf um den Landesvorsitz knapp der CDU-Kultusministerin Johanna Wanka. "Doch wer das Sagen in der CDU hat, wissen wir immer noch nicht", stichelt SPD-Generalsekretär Klaus Ness, ein Vertrauter Platzecks, am Rande der Spremberger Kundgebung. Für Ness ist eine Koalition mit der Linken ebenso denkbar wie eine Fortführung des Bündnisses mit der CDU.

Matthias Platzeck hat sich warmgeredet. Als Mitglied der Bergarbeitergewerkschaft IGBCE grüßt er die Kollegen im Revier, am Bekenntnis der SPD zur Braunkohle gibt es keinen Zweifel. Wohl aber bei der Linken. Deren Landeschef Thomas Nord unterstützte im Februar sogar eine Volksinitiative gegen neue Tagebaue - und scheiterte. "In der Lausitz hat die Linke das boykottiert", spottet Platzeck-Intimus Ness. "Das war für die ein Angriff auf die Arbeiterklasse."

Bauchschmerzen bereitet SPD-Mann Ness auch das Führungspersonal der Linken: "Sowohl Spitzenkandidatin Kerstin Kaiser als auch Landeschef Thomas Nord sind bei ihrer Basis nicht unumstritten." Kein gutes Omen für einen verlässlichen Koalitionspartner sei das, merkt Ness an und schaltet sogleich in den Wahlkampfmodus: "Die SPD ist die einzige Partei, die das macht, was ihr Landeschef und Ministerpräsident vorgibt."

Matthias Platzeck ist inzwischen in seinem Element. "Zwanzig Jahre nach 1989 haben die Menschen hier im Osten Großartiges geleistet", betont er und lässt sich feiern. Mitten in den Jubel hinein erinnert er an den Wahlkampf 2004, in dem seine Partei kurz vor der Wahl sieben Prozent hinter der damaligen PDS lag. Am Ende hatte die SPD mit vier Prozent die Nase vorn. Die märkische SPD, das war und ist Matthias Platzeck.

Gut möglich, dass der Schlussspurt auch diesmal wieder hinhaut. Am Abend nach der Kundgebung in Spremberg melden die ARD-"Tagesthemen": Die SPD liegt mit 34 Prozent vorn, die Linke folgt mit sechs Punkten Abstand. Die CDU käme auf 21 Prozent, die FDP auf sieben, die Grünen scheiterten erneut. Im direkten Vergleich zu den Spitzenkandidaten von CDU und Linker liegt Platzeck mit 70 Prozent unangefochten vorn.

Thüringer Verhältnisse scheinen damit ausgeschlossen. Egal mit wem er am Ende koaliert - Matthias Platzeck, "der Brandenburger", wird wohl Ministerpräsident bleiben.

Klaus Ness, SPD-Wahlkampfchef

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