EZB stellt sich hinter Zypern

SCHULDENKRISE Für den Mittelmeerstaat, der Euro-Hilfskredite beantragt hat, wird die Zeit knapp

BERLIN rtr | Die Europäische Zentralbank mahnt zur Eile bei der Rettung der finanziell angeschlagenen Inselrepublik Zypern. „Ich erwarte, dass das Hilfsprogramm für Zypern Ende März steht“, sagte EZB-Direktor Jörg Asmussen dem Handelsblatt. Die Entscheidung dürfe nicht „bis nach der Bundestagswahl“ im September verschleppt werden. Auch der Favorit für die am Sonntag anstehenden Präsidentenwahlen in Zypern, Nikos Anastasiadis, sagte: „Wir haben keine Zeit zu verlieren, keine Minute.“ Das Thema sollte beim Treffen der EU-Finanzminister am Montagnachmittag auf der Agenda stehen.

Sollte die Eurozone entscheiden, dass dem Hilfsantrag stattgegeben wird, muss der Bundestag abstimmen. Eine Zustimmung gilt sowohl in den Regierungs- als auch Oppositionsfraktionen derzeit als unsicher. Koalitionspolitiker forderten am Montag, Hilfskredite „nur gegen zyprisches Erdgas“ zu vergeben.

Asmussen, der in der EZB-Führung für europäische und internationale Beziehungen zuständig ist, sieht dennoch dringenden Handlungsbedarf: „Damit kein Zweifel aufkommt: Wenn Zypern keine externe Hilfe erhält, rutscht es in die Zahlungsunfähigkeit.“

Der Inselstaat leidet unter den Problemen seiner Banken und hat Hilfen in Brüssel beantragt, die sich auf 17,5 Milliarden Euro belaufen dürften. Der Ruf des Landes als Fluchtburg für Schwarzgeld und Steueroase lastet jedoch schwer auf den Rettungsbemühungen.

Asmussen fordert daher, die Transparenz des Finanzsektors von Zypern zu erhöhen. Internationale Wirtschaftsprüfer könnten beispielsweise vor Ort kontrollieren, „ob die Standards zur Geldwäschebekämpfung auch tatsächlich angewendet werden“. Anastasiadis hält die Geldwäschevorwürfe gegen Zypern allerdings für „unfair und übertrieben“.