Milchgipfel im Kanzleramt: Uneins zum EU-Agrarrat

Die Butterpreise steigen, doch die Milchbauern sind noch längst nicht zufrieden. Ihr Problem: Sie sind uneins über die richtige Hilfe. So blieb auch der Milchgipfel bei der Kanzlerin ohne Ergebnis.

Rohstoff teurer Weihnachtsplätzchen: die gute Butter. Bild: photocase/boing

BERLIN taz | Die Verbraucher müssen sich auf steigende Preise für Butter einstellen. Der Lebensmittel-Discounter Aldi hatte am Donnerstag angekündigt, den Preis für die 250-Gramm-Packung um etwa 30 Prozent zu erhöhen. Das entfaltete Signalwirkung für die Branche.

Am Freitag bestätigten auch REWE, Penny und Edeka diese Preisentwicklung für ihre Supermärkte. Der Hintergrund seien gestiegene Kosten im Einkauf. Höhere Nachfrage durch die nahende Weihnachtszeit und ein knapperes Angebot werden nach Ansicht von Branchenkennern auch die Preise für weitere Produkte wie Frischmilch, Käse oder Joghurt steigen lassen.

Michael Brandl, Geschäftsführer des Milchindustrie-Verbands gab gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung an, die Preissteigerungen würden vollständig an die Produzenten weitergereicht. Zuletzt bekamen die Milchbauern etwa 20 Cent für den Liter Milch – ein historischer Tiefstwert. Laut Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) ist aber das Doppelte nötig, um die Existenz der Höfe zu sichern.

Brandl sieht in den steigenden Preisen ein Signal für eine beginnende Entlastung im Milchsektor. Aber erst wenn auch tatsächlich andere Milchprodukte teurer geworden sind, kommt die Preissteigerung auch spürbar bei den Landwirten an.

Wie die Preise hoch genug bleiben, damit die Produzenten wirtschaftlich arbeiten können, darüber haben die Vertreter der deutschen Bauern unterschiedliche Ansichten. Gerd Sonnleitner, Chef des Deutschen Bauernverbands (DBV), setzt auf eine europäische Lösung. Er fordert von Bundeskanzlerin Merkel, sich bei der EU für mehr kurzfristige Absatzhilfen einzusetzen.

Der Milchviehhalter-Verband BDM, der ein Drittel der hiesigen Milchbauern vertritt, setzt dagegen darauf, nur so viel Milch zu produzieren, wie nachgefragt wird. Wenn nötig auch im nationalen Alleingang.

Die geplante Abschaffung der Milchquote durch die EU lehnen hingegen beide Verbände ab. Angela Merkel hatte die Verbände für Freitagnachmittag zum Milchgipfel ins Kanzleramt eingeladen.

Die Kanzlerin hatte schon vor Beginn des Gesprächs die Vertreter der Bauern aufgefordert, sich auf eine gemeinsame Position zu einigen. Am Montag wird es in Brüssel ein Treffen der Agrarminister zum Thema geben. Dafür sollte auf dem Gipfel im Kanzleramt eigentlich eine einheitliche Haltung erarbeitet werden. Doch die Verbände konnten ihren Dissens nicht beilegen.

DBV-Chef Sonnleitner erwartet von der Bundesregierung, dass sich Agrarministerin Ilse Aigner in Brüssel gegen eine Aussetzung der Quotenregelung einsetzt. Die Kanzlerin machte darauf jedoch wenig Hoffnungen. Nur sechs Mitgliedsländer der EU setzen sich derzeit für eine Begrenzung der Milchproduktion nach 2015 ein.

Noch im September waren wieder viele Bauern auf die Straße gegangen, um gegen die niedrigen Milchpreise zu protestieren. Aus Protest schütteten einige die Milch auf ihre Felder.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.