Basketballnachwuchs: Alba sucht nach Berliner Riesen
Einheimische Profis sind eine Seltenheit im deutschen Basketball. Der Bundesligist Alba Berlin will das durch Talentförderung ändern. Auch weil ab nächstem Jahr eine neue Quote für Mannschaften der ersten Liga gilt.
Steffen Hamann. Und Philipp Zwiener. Immerhin zwei deutsche Profis standen am vergangenen Freitag im Team von Alba Berlin, als der Basketballbundesligist durch ein 77:62 gegen Le Mans in der Qualifikation zur Euroleague die nächste Runde erreichte. Zwei von einem knappen Dutzend. Das ist kein spezifisches Alba-Problem, sondern bundesweiter Basketballalltag. Doch in der Bundesligasaison 2010/2011 wird die Quote nicht mehr reichen. Eine neue Regel soll heimischen Spielern mehr Einsatzzeit sichern. Dann müssen in Zehner-Teams mindestens vier, in Zwölfer-Mannschaften mindestens fünf Deutsche mitspielen.
Bei Alba will man darauf vorbereitet sein. Seit 2005 wird verstärkt im Kinder- und Jugendbereich gearbeitet. Das soll in erster Linie eine breite Basis schaffen. Was einfach klingt, stößt schnell an seine Grenzen. "Berlin hat keine ausgeprägte Basketballkultur", sagt Sportdirektor Henning Harnisch. Mit Schul-AGs und Jugendmannschaften soll deshalb schon Kindern die Sportart schmackhaft gemacht werden. Dafür wurden Partnerschaften mit Schulen gebildet. Vornehmlich in den Bezirken Pankow, Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg. "Das war früher eine basketballfreie Zone", sagt Harnisch. Als Nächstes soll Potsdam in das Projekt integriert werden.
Um die Kids auch entsprechend ausbilden zu können, bedarf es vieler Jugendtrainer. "Da gibt es die größten Defizite", so Harnisch. Es mangelt an guten Ausbildern und bei vielen Vereinen vermutlich auch am nötigen Geld. Genügend Trainer und auch Schiedsrichter wie im Fußball sind im Basketball nicht selbstverständlich.
Derzeit spielen gut 1.000 Jugendliche und Kinder in Albas Jugend- und Schulmannschaften. Der eine oder andere soll den Sprung in die erste Mannschaft schaffen. Das aber kann noch dauern. "So in acht bis zehn Jahren", vermutet Harnisch. Aber die von Alba betriebene Breitensportförderung will Nachwuchs auch nicht nur das Profiteam. Insgesamt soll die Gemeinde der Basketballer wachsen. Wer nicht Profi wird, engagiert sich vielleicht zukünftig als Trainer oder Schiedsrichter oder gibt seine Basketballbegeisterung weiter an künftige Generationen. Über Jahre soll versucht werden, eine Basketballtradition entstehen zu lassen. Je mehr mitspielen, desto größer wird die Chance, Talente zu entdecken.
Dafür müssen aber die Strukturen bei Alba und in Deutschland im gesamten Jugendbereich verbessert werden. Wenn früher ein Talent entdeckt wurde, sei das Zufall gewesen, sagt Harnisch. Jetzt gebe es eine Aufbruchstimmung, da alle Vereine von der Notwendigkeit überzeugt sind, etwas zu ändern. "Es gibt ja eine Sehnsucht nach deutschen Spielern", sagt Harnisch.
Schon vor drei Jahren wurde deshalb die NBBL ins Leben gerufen - eine bundesweite Nachwuchsliga für unter 19-Jährige. Dort gewann Alba in der letzten Saison zum ersten Mal die Meisterschaft. Jetzt folgte der nächste Schritt. Mit Gründung einer U16-Liga, der JBBL, soll der Nachwuchs noch früher konkurrenzfähig gemacht werden. Für die Zukunft des deutschen Basketballs ist es allerhöchste Zeit. "In der Vergangenheit ist schon zu viel versäumt worden", sagt Harnisch. Aber Alba will dies nun ändern und wird viel Geduld haben müssen.
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