Schlag gegen Zuhälter

Verdacht auf Menschenhandel und Bildung einer kriminellen Vereinigung: Grossrazzia im Rotlichtmilieu

670 Polizeibeamte haben am Donnerstagabend im Großraum Hamburg einen Einsatz gegen eine Bande von Menschenhändlern und Zuhältern durchgeführt. Bordelle und Wohnungen in St. Pauli und anderen Hamburger Stadtteilen sowie zahlreichen Umlandgemeinden wurden durchsucht. Dabei wurden zehn Haftbefehle gegen Männer erlassen, die im Verdacht stehen, eine kriminelle Vereinigung gegründet zu haben.

Insgesamt wurden über 40 Objekte durchsucht, davon allein 14 Steigen und Bordelle rund um die Große Freiheit und die Herbertstraße. Daneben erhielten das Lokal „Rotlicht“ am Hans-Albers-Platz – das als Treffpunkt der Gruppe gilt – und die Reeperbahn-Spielhalle „Las Vegas“ unangemeldeten Besuch. Der Einsatz ist einer der größten, die in Hamburg im Bereich der Organisierten Kriminalität jemals durchgeführt wurden.

Die von langer Hand vorbereitete Razzia richtete sich gegen eine als „Hamburger Gruppe“ oder „Marek-Gruppe“ bekannte Organisation. Deren insgesamt etwa 85 Mitglieder kontrollieren nach Erkenntnissen der Ermittler etwa 140 Frauen, die in den durchsuchten Unterkünften anschafften. Der Umsatz der Gruppierung wird auf 27 Millionen Euro in den vergangenen vier Jahren geschätzt.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte eine Schießerei im Mai dieses Jahres. Etwa 20 maskierte Männer hatten damals zwei ehemalige Mitglieder der Gruppe überfallen, die sich mit einer Steige in der Herbertstraße selbständig gemacht hatten. Nach dieser „Bestrafungsaktion“ durchsuchte die Polizei bereits im vergangenen Juli 37 Bordelle und Wohnungen und nahm acht Verdächtige fest. Bei der damaligen Durchsuchung konnten nicht nur Drogen und Waffen sichergestellt werden, sondern auch umfangreiches Schriftmaterial, das weitere Ermittlungen auslöste. Marco Carini