„Typus Hauptschüler“

Deutscher Lehrerverband fordert 10. Pflichtschuljahr und einen speziellen Lehrplan für Hauptschulgänger. Schulformdebatte könne deren Probleme lösen

Hamburg könnte nach Vorbild Sachsens ein zweigliedriges Schulsystem einrichten, bei dem es nur noch Gymnasien und Regelschulen gibt. Dieser Vorstoß der CDU hängt sei zwei Wochen in der Luft. Während Bildungsbehörde und Parteien grübeln, wie sie die Debatte darum organisieren, meldete sich gestern der konservative Deutsche Lehrerverband Hamburg (DLH) zu Wort.

Wenn es eine Institution gibt, von der zu erwarten wäre, dass sie die Hauptschule verteidigt, dann der DLH – doch der ganz laute Aufschrei blieb aus: „Keine Zukunft“ attestierte vielmehr der stellvertretende DLH-Vorsitzende Peter Braasch der „Hauptschule, wie sie ist“. Zukunft habe aber eine Schule, wie der DLH sie sich vorstelle. Erst wenn man über diese Inhalte gesprochen habe, könne man bereden, welcher „Schulformtyp der beste ist“, ergänzte der DLH-Vorsitzende Matthias Oehlrich.

Allerdings prägt der Verband die Debatte durch die Annahme, dass es auch perspektivisch den „Typus Hauptschüler“ geben werde. Dieser zeichne sich durch „geringes aktiviertes Lern- und Leistungspotenzial“ und eine „verzögerte Sozialentwicklung“ aus und habe „zum Großteil einen Migrationshintergrund“. Kernforderung des DLH ist deshalb ein 10. Schuljahr für Hauptschulgänger. „Es ist nicht einzusehen“, so Oehlrich, „warum die, die am langsamsten lernen, die kürzeste Schulzeit haben.“

Für diese Schüler fordert der DLH einen eigenen Lehrplan, der nicht nur „abgespeckter“ Realschulplan sei, sondern stärker zur „Lebenswirklichkeit“ dieser Schüler passe und helfen müsse, sprachliche Defizite zu kompensieren. Zudem fordert der Verband die landesweite Einführung des Praxislerntages. Dafür müssten aber mehr Betriebe gefunden werden. Braasch: „Hier muss auch die Handwerkskammer was schultern.“

Lernten Betrieb und Schüler sich kennen, könne dies den Berufseinstieg erleichtern, betont Braasch. An seiner Jenfelder Hauptschule hatten in diesem Sommer alle den Abschluss geschafft. Eine Lehrstelle aber bekam keiner. Kaija Kutter