Kommentar: Stadtschloss: Zurück auf Start

Je mehr Zeit ins Land geht, desto geringer dürfte die Bereitschaft werden, 552 Millionen Euro für ein Symbolprojekt auszugeben.

Schwarz-Gelb scheint das Weltbild gerade mächtig durcheinanderzuwirbeln. Erst wird der Schonbetrag von Hartz IV verdreifacht, nun fordern die Unterhändler, den Bau des Berliner Stadtschlosses auf Eis zu legen. So schön kann Pragmatismus sein.

Weit gefehlt. Im Gegensatz zu den Kulturpolitikern von CDU, FDP, SPD und auch Teilen der Grünen gehörten die Haushälter der Bundestagsfraktionen nie zu den Fans des Humboldt-Forums im barocken Gewand. Zu teuer, zu Berlin-lastig, zu groß die Risiken.

Die Entscheidung der Vergabekammer des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung hat sie darin bekräftigt. Im September hatte das Gremium die Vergabe des Baus an den italienischen Architekten Franco Stella kassiert - nun muss das Düsseldorfer Landgericht entscheiden. Gut möglich, dass es dann auch für den Wettbewerb heißt: zurück auf Start.

Selbst wenn sich im Koalitionspoker also die Kulturpolitiker durchsetzen: So schnell wird am Berliner Schlossplatz nicht gebaut. Je mehr Zeit aber ins Land geht - und je größere Löcher der Kassensturz hervorbringt -, desto geringer dürfte die Bereitschaft werden, 552 Millionen Euro für ein Symbolprojekt auszugeben, das als "Grand Projet" ein Hätschelkind der alten Bundesregierung war.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Schlossgegner die Gunst der Stunde nutzen und eine neue Debatte fordern. Recht haben sie. Und vielleicht auch den designierten Außenminister an ihrer Seite. Guido Westerwelle spricht zwar gerne deutsch in Deutschland, aber dass er preußisch spricht, war noch nicht zu hören.

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Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

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