Standort-Sicherheit statt Markt-Risiko

Auf dem 2. Bremer Stiftertag macht sich die Handelskammer für Stiftungen stark. Die könnten Firmen in Bremen halten

Bremen taz ■ Sie gelten als „wichtig, gerade in Zeiten knapper Kassen“, als Beweis gemeinnützigen bürgerschaftlichen Engagements, sind bisweilen auch als „Lückenbüßer“ verschrien für Aufgaben, die der Staat nicht mehr wahrnimmt: Die Rede ist von gemeinnützigen Stiftungen. Gut 250 davon gibt es in Bremen, allein in diesem Jahr kamen zehn neue dazu – die höchste Zuwachsrate in Deutschland.

Auf dem zweiten Bremer Stiftertag rührte die Handelskammer gestern auch die Werbetrommel für ein anderes Stiftungsmodell: die so genannte Unternehmensstiftung. Deren Ziel ist nicht gemeinnütziger, sondern ganz eigennütziger Natur: Eine Unternehmensstiftung soll das Unternehmen fördern, mit dessen Kapital sie gegründet wurde. „Stiftungen sind beständiger als Unternehmen“, warb der Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen e. V., Hans Fleisch.

Viele mittelständische UnternehmerInnen hätten es schlicht versäumt, ihre Nachfolge zu regeln und nun große Probleme mit der Übergabe des Unternehmens in andere Hände, berichtete Bernd-Artin Wessels, Präsident des Stiftungshauses Bremen e. V., das StifterInnen berät. Die Gründung einer Stiftung könne in einem solchen Fall von Vorteil sein: nicht nur, weil dann die Erbschaftssteuer entfalle, sondern auch, weil das Unternehmen auf diese Weise als Ganzes im Sinne der Familie fortgeführt werden könne – ohne Erbschaftsstreitigkeiten und unabhängig davon, welchen Berufsweg die eigenen Kinder eingeschlagen haben. Bremer Musterbeispiel in diesem Sinne ist die Spedition Kieserling mit der von Firmeninhaber Karsten Kieserling gegründeten Kieserling-Stiftung.

Eine Unternehmensstiftung, betonte Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Matthias Fonger gestern, verhindere auch, dass ein mittelständisches Unternehmen von einem Konzern aufgekauft werde, der sich damit nur einen Konkurrenten vom Hals schaffen wolle. Unternehmensstiftungen seien daher auch geeignet, eine mittelständische Unternehmenskultur in Bremen zu erhalten, sagte Landesbank-Vorstandsmitglied Guido Brune.

Den „Marktmechanismus“ von Unternehmenszusammenschlüssen sieht Fonger durch Unternehmensstiftungen nicht bedroht. Vielmehr würden damit „Unternehmen in ihrer Selbstständigkeit gesichert“ – und zwar „langfristig“ und „am Standort Bremen“.

Gemessen an der Gesamtzahl der Stiftungen ist die Zahl der nicht gemeinnützigen noch verschwindend gering, laut Fleisch liegt sie unter einem Prozent. Wessels prophezeite ihnen dennoch ein überstarkes Wachstum: Eigennutz siegt. sim