„Das passt gut in die Zeit“

Sony-Pictures-Produzent Godehard Wolpers über den ersten Sat.1-Schwank „Ewig rauschen die Gelder“, britisches Boulevardtheater und den Gag mit Männern in Frauenkleidern (20.15 Uhr)

Interview Peer Schader

taz: Herr Wolpers, heute zeigt Sat.1 Ihre Produktion „Ewig rauschen die Gelder“, ein Boulevardtheaterstück mit Jacques Breuer, Hugo Egon Balder, Jochen Busse und Dorkas Kiefer. Ist das nicht eine verstaubte Form der TV-Unterhaltung?

Godehard Wolpers: Nein, im Gegenteil. Das Stück passt gut in die Zeit. Es geht um einen Mann, der arbeitslos wird und, anstatt das seiner Freundin zu beichten, einfach Untermieter erfindet, um deren Gelder vom Sozialamt einzustreichen. Nur weil die Geschichte auf einer Bühne aufgeführt wird, heißt das ja nicht, dass es verstaubt ist. Eine wesentliche Rolle spielt schließlich die Inszenierung.

Aber „Ewig rauschen die Gelder“ erinnert doch schon sehr an Klassiker von Willi Millowitsch und Heidi Kabel, oder?

Wir sind anders positioniert – allein schon durch die Besetzung. Bei uns steht jemand wie Dorkas Kiefer genauso souverän auf der Bühne wie Elke Sommer. Die Kernzielgruppe ist zwischen 30 und 50 Jahre alt. Unser Ziel ist es aber, ein Stück für die ganze Familie zu produzieren.

Wieso entdeckt das Fernsehen ausgerechnet jetzt den Theaterschwank wieder für sich?

Nach dem Erfolg von „Schillerstraße“ lag es nah, das Rad weiterzudrehen und Theater nicht nur improvisationstechnisch zu nutzen, sondern auch mit geskripteten Dialogen auf die Bühne zu bringen. Anfang des Jahres haben wir Sat.1-Unterhaltungschef Matthias Alberti deshalb vorgeschlagen, ein „Ohnsorg on Speed“ zu produzieren.

Das Stück kommt von Michael Cooney, einem britischen Autor – wie sind Sie darauf gekommen, das Skript in Großbritannien einzukaufen?

Das Boulevardtheater heißt in Großbritannien „Farce“ und hat dort eine ganz andere Tradition als hierzulande. In London stehen auch Hollywoodschauspieler dafür auf der Bühne. Das Original „Cash on Delivery“ wurde erstmals 1993 in London aufgeführt – noch zu Thatcher-Zeiten.

Warum haben Sie denn keinen Stoff aus Deutschland genommen, wenn es hier doch so eine lange Tradition gibt?

Die deutschen Stücke haben eine andere Struktur, und es geht eben doch oft um die verhinderte Hochzeitsnacht. Das hätte nicht gepasst. Wir haben ungefähr 100 Stücke bei Verlagen gesichtet. Sie können sicher sein, dass 70 davon nicht fürs Fernsehen geeignet waren. Viele Boulevardtheater achten aus finanziellen Gründen darauf, dass Besetzung und Bühnenbild klein sind.

Aber wenn Sat.1 die Reihe fortsetzt, ist beim nächsten Mal bestimmt auch ein Mann in Frauenkleidern dabei?

Der kommt schon diesmal vor.

Das wirkt jetzt aber doch recht klamaukig.

Der Unterschied zwischen Klamauk und einer guten Pointe liegt oft im richtigen Timing. Wir haben René Heinersdorff für die Bühnenregie gewonnen, der in Köln und Düsseldorf am Theater arbeitet, selbst Stücke schreibt und deshalb sehr genau weiß, worauf es ankommt.

Ist „Ewig rauschen die Gelder“ eine 1:1-Adaption des Originals?

Nein, es gab schon Änderungen. Natürlich reicht es nicht, die Namen der Personen zu verändern. Und wenn man mit Leuten wie Jochen Busse und Hugo Egon Balder vier Wochen auf der Bühne steht und probt, entwickeln sich dabei auch viele neue Gags.

Wie viele Stoffe haben Sie denn parat, wenn Sat.1 weitere Produktionen bestellt?

Wir haben Optionsverträge für alle Cooney-Stücke und auch noch ein paar andere in der engeren Auswahl. Erst einmal müssen wir abwarten, wie die Quoten sind. Dass die Idee nicht so schlecht sein kann, sieht man daran, dass sich seit der Ankündigung von Sat.1 im Sommer auch andere Sender darum bemüht haben, sich Stücke zu sichern.