Wirtschaft: Hafenarbeiter baden Krise aus

Die Konjunkturflaute trifft die bremischen Häfen: Die Bremerhavener Beschäftigten von Eurogate bekommen Zulagen gestrichen; BLG will Tarifverträge ändern.

Am Bremerhavener Container-Terminal werden immer weniger Arbeiter gebraucht. Bild: dpa

Weniger Geld bekommen die Arbeiter in den bremischen Häfen. Auf einer Versammlung der Eurogate-Mitarbeiter am Containerterminal in Bremerhaven teilte gestern die Geschäftsführung mit, dass die 1.100 Beschäftigten mit fünf bis zehn Prozent Lohneinbußen rechnen müssen, weil freiwillige Zulagen wie Essensgeld wegfallen.

Außerdem sollen sie mehr Nacht- und Wochenendschichten übernehmen. Dies gelte in Zukunft auch für Arbeitnehmer, die älter als 55 Jahre sind und zuvor über eine so genannte Wochenendbefristung geschont wurden, sagte gestern eine Unternehmenssprecherin. Und: Wer zwischen 1945 und 1952 geboren wurde, bekommt ein Vorruhestandsangebot. Betroffen sind davon 94 Mitarbeiter.

Weniger Geld gibt es weiterhin auch wegen der Kurzarbeit. Diese war auch deshalb eingeführt worden, um dem Gesamthafenbetriebsverein (GHB) über die Konjunkturflaute hinweg und damit Kündigungen vermeiden zu helfen. Doch nach Auskunft der Eurogate-Sprecherin Corinna Romke ist es mit der Solidarität vorbei: Ab 2010 sollen keine GHB-Mitarbeiter mehr für Eurogate arbeiten. Dabei leidet dieser besonders unter der Krise, weil dessen Mitarbeiter an die Hafenfirmen ausgeliehen werden, um Spitzenzeiten zu bewältigen. Doch viel zu tun gibt es in den Häfen nicht, die Umschlagzahlen sind infolge der Wirtschaftskrise um durchschnittlich ein Fünftel zurück gegangen.

Die Alternative zu den jetzt beschlossenen Maßnahmen wären Entlassungen gewesen, sagten Geschäftsführung und Gewerkschaftsvertreter übereinstimmend. "Für 2010 sind damit betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen", so die Eurogate-Sprecherin Romke. Außerdem könnten auf diese Weise 125 Leute weiter beschäftigt werden, deren Arbeitsverträge sonst nächstes Jahr ausgelaufen wären. Diese würden in Teilzeit arbeiten, mit 23 Wochenstunden und hauptsächlich nachts und am Wochenende eingesetzt werden.

Der zuständige Sekretär der Gewerkschaft Ver.di, Harald Bethge, sagte gestern, die überwiegende Mehrheit der Betroffenen sei nach seiner Einschätzung einverstanden mit den Kürzungen. "Schließlich hat der Arbeitgeber eine Beschäftigungsgarantie gegeben, das ist eine ganze Menge." Auch mit der Kurzarbeit ließe sich relativ gut leben, weil dank eines Aufstockungsbetrags durch Eurogate die Nettolöhne - ohne Zulagen - aufrecht erhalten werden könnten.

Unklar sind laut Bethge die Aussichten für rund 1.200 Beschäftigte des Hafen- und Logistikunternehmens BLG. Hier seien die Einbrüche "katastrophal", sagte Bethge. Besonders düster sieht es im Autoumschlag aus: Dieser ist um 47 Prozent zurück gegangen. Die BLG habe deshalb für 2010 ein Sparprogramm über 30 Millionen Euro aufgelegt. Am Sonntag habe die Geschäftsführung in einer Betriebsversammlung vorgestellt, wie sie diese Einsparungen erbringen wolle, sagte Betghe: Auch durch Eingriffe in Tarifverträge und das Streichen von Weihnachts- und Urlaubsgeld. "Das war erst einmal nach dem Motto ,Wünsch dir was'", sagte Bethge. Ohne spürbare Einschnitte ginge es aber nicht.

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