Porträt Betriebsratschef Klaus Franz: Der unglückliche Opelaner
Franz hat sich verspekuliert. Er setzte auf Magna und kämpfte gegen andere Anbieter. Jetzt hat GM sich gegen den Verkauf entschieden und für Klaus Franz bleibt bleibt nur der Frust.
Jetzt steht er da mit leeren Händen, der Magna-Mann, der sich noch vor Wochen von der Weltpresse als "die Stimme von Opel" feiern ließ. Klaus Franz, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Opel und Chef auch des Europäischen Arbeitnehmerforums von General Motors (GM), hat sich schlicht verspekuliert.
Als "schwarzen Tag für Opel" bewertete Betriebsratschef Franz gestern die Entscheidung von GM, Opel doch nicht zu verkaufen. Die Opelaner sind wütend und wollen schon am Donnerstag an allen vier Standorten in Deutschland auf die Straße gehen und mit einer Massenkundgebung ihrem Ärger über den Kurs der Manager in Detroit Luft machen.
Chef der ersten Mitarbeiterkapitalbeteiligungsgesellschaft in einem Großkonzern wollte der 1952 in Stuttgart geborene und 23 Jahre später als Mitglied des "Revolutionären Kampfes" zum Zwecke der Agitation der Arbeiterklasse zu Opel nach Rüsselsheim gekommene Franz werden. Doch den Job - Unternehmensführer und Betriebsratsboss in Personalunion - bot ihm nur Magna (New Opel).
Und deshalb machte sich Franz in allen Verhandlungen und Gesprächen zur Übernahme von Opel für Magna stark - und alle anderen Bewerber, auch den bisherigen Eigentümer GM, öffentlich verbal nieder. Der 56 Jahre alte Schwabe ist schon seit 1975 im Betrieb und kennt ihn deswegen weitaus besser als die meisten der häufig wechselnden Manager des GM-Mutterkonzerns. Häufig kritisiert wurde er wegen seiner harmonischen Zusammenarbeit mit der Führung des Opel-Konzerns.
Jetzt verbleibt Opel doch im Konzernverbund General Motors. GM ist eben GM. Ob es den zweifachen Familienvater allerdings wird trösten können, dass fast alle Politiker in Deutschland mit ihm Hand in Hand seinen Irrweg mitgingen? Wir wissen es nicht.
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