Grüne Bundestagsfraktion: Verjüngung ist Realo-Business

Renate Künast hievt zwei Nachwuchs-Realos auf eher wenig umkämpfte Vizeposten. Beim Kampf um den renommierten Arbeitskreis Wirtschaft tritt Gerhard Schick gegen Fritz Kuhn an.

Fritz Kuhn und Renate Künast: Bis vor kurzem gemeinsam Fraktionsvorsitzende. Bild: ap

BERLIN taz | Diese Woche entscheidet sich, wer der neuen Grünenfraktion im Bundestag ihr wirtschaftspolitisches Profil geben wird. Um den Vorsitz des Arbeitskreises für Wirtschaft und Arbeit, der gleichzeitig ein Vizefraktionsvorsitz ist, bewerben sich Fritz Kuhn und Gerhard Schick.

Fritz Kuhn, Exfraktionschef, Schwaben-Realo und seit Jahren Schrittmacher der wirtschaftspolitischen Debatte bei den Grünen, ist Kandidat des Fraktions-Establishments. Für die wiedergewählte Fraktionschefin Renate Künast ist klar, dass Kuhn wenigstens mit dem Vizeposten abgefunden werden muss, wenn er als ihr Kochef schon dem Linken Jürgen Trittin weichen musste.

Der 37-jährige Schick hat sich besonders seit dem Lehman-Schock im September 2008 Meriten als Finanzexperte erworben. Er gilt als Kandidat der Fraktionserneuerer vornehmlich, aber nicht nur am linken Flügel. Er hat schon mehrfach mit Diskussionsbeiträgen quer zur Fraktionsspitze Aufsehen erregt.

Nach seiner Erklärung, Kuhn den Platz streitig machen zu wollen, ist Schick aber erst einmal ein paar Wochen abgetaucht. Kuhn dagegen punktete Ende Oktober auch lagerübergreifend, als er auf dem Parteitag in Rostock die Entscheidung rechtfertigte, mit einer Koalitionsaussage gegen "Jamaika" in den Bundestagswahlkampf zu ziehen.

Am heutigen Dienstag sollen die fünf Arbeitskreise der Fraktion ihre Vorsitzenden wählen. Die Kuhn-Fans gaben sich zuletzt siegessicher - die Schick-Anhänger hielten die Sache zumindest für knapp. Donnerstag wird die Fraktion als Ganzes über die Arbeitskreisvoten abstimmen.

Setzt Schick sich nicht durch, dürften die Befürworter eines Generationswechsels am Ende enttäuscht sein. Für einen Abschied von Geist und Personal der rot-grünen Zeit hatten sich besonders der Vorsitzende der Grünen Jugend, Max Löffler, und der Junggrüne im Parteirat, Arvid Bell, eingesetzt. Sie dachten dabei freilich an einen Aufbruch in Richtung Rot-Rot-Grün.

Doch diesen verkörpern die beiden KandidatInnen, die auserkoren wurden, um die Verjüngung der Partei darzustellen, nun gerade nicht. So soll der bislang völlig unauffällige 35-jährige Realo Josef Winkler nach dem Willen Renate Künasts den Arbeitskreis Innen/Recht übernehmen.

Den Kampf um den Arbeitskreis Bildung/Familie hat bereits die 38-jährige Reala Ekin Deligöz gewonnen. Sie steht für Künasts Idee "Sozialpolitik ist Kinderpolitik" und verdrängt die Strategin Krista Sager.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.