Ausgezeichnete Flaschen: Bioweine auf der Biofach

MUNDUS VINI Eine Expertenjury aus 14 Weinbauländern hat rund 600 Bioweine für den internationalen Preis „Mundus Vini Biofach“ verkostet und an insgesamt 240 Weine Medaillen verliehen. Im Einzelhandel hinken die Verkaufszahlen dem übrigen Bioboom hinterher

Der Bioweinanbau in Deutschland hat sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Unter den Bioweinbauern finden sich immer mehr Spitzenwinzer

Das Jahr 2012 wird wohl als gutes Weinjahr in die Erinnerung eingehen. Die Erwartungen von Winzern, Händlern und Kunden an den neuen Jahrgang sind jedenfalls groß. Knapp 200 Aussteller, darunter viele Winzer und Winzergenossenschaften, werden auf der kommenden Biofach die Früchte ihrer Arbeit ins Glas füllen.

Bereits im Dezember hat eine Expertenjury aus 14 Weinbauländern rund 600 Bioweine für den internationalen Preis „Mundus Vini Biofach“ verkostet und an insgesamt 240 Weine Medaillen verliehen. Die Bewertungskriterien der 300 Juroren entsprachen den Vorgaben des Internationalen Önologen-Verbandes: Insgesamt bis zu 100 Punkte gab es für Aussehen, Geruch und Geschmack sowie für die Harmonie und den Gesamteindruck. Auch in diesem Jahr liegt Frankreich mit 61 Auszeichnungen an der Spitze, deutsche Bioweine konnten die Jury immerhin 50-mal überzeugen, gefolgt von Spanien mit 42 Medaillen.

Ziel der „Mundus Vini“-Weinpreisverleihung seit 2001 ist nicht nur, die Winzer, Importeure und Fachhändler zusammenzubringen, sondern auch den Umsatz beim Bioweinverkauf zu fördern. Denn gerade im Einzelhandel hinken dessen Verkaufszahlen dem übrigen Bioboom hinterher. In Deutschland wuchs 2011 der Gesamtumsatz an Biolebensmitteln, so der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, um 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und lag bei insgesamt 6,59 Milliarden Euro. Das entspricht einem Marktanteil von 3,7 Prozent. Bioweine beanspruchen bisher nur rund 2,5 Prozent des gesamten Weinumsatzes in Deutschland. Doch die deutschen Biowinzer sind verhalten optimistisch, 5 Prozent der Gesamtrebfläche werden inzwischen biologisch bewirtschaftet. Der Bioweinanbau in Deutschland hat sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Und unter den Bioweinbauern finden sich auch immer mehr Spitzenwinzer.

Solche wie Heiner Sauer aus Böchingen. Er wurde auf der „Mundus Vini“ im vergangenen Jahr für seinen „Schäwer Riesling Spätlese 2011“ ausgezeichnet. 1987 war Sauer einer der ersten, die am Rand des Pfälzer Waldes auf ökologischen Weinbau setzten, und er kennt die Tiefen und Höhen der Biobranche. Der Umweltschutzgedanke sei nicht der einzige Vorteil, den der naturgemäße Umgang mit dem Boden hat, sagt Sauer: „Die gerne mal geführte Diskussion über das Terroir, das man beim Wein herausschmecken kann, ergibt nur dann einen Sinn, wenn man Biowein anbaut. Denn alles, was ich bei den Pflanzen an Dünger oder Pestiziden zufüge, verändert auch die Beschaffenheit des Bodens. Und somit den Geschmack.“ Für die Winzer selbst habe die Umstellung auch ökonomische Vorteile, so Sauer, dessen Weine in ganz Europa geschätzt werden. Doch die Arbeit im ökologischen Weinberg ist zeitintensiver: „Ich muss näher dran sein am Weinstock und den Wingert immer gut beobachten. Denn ich kann ja nicht, wenn plötzlich irgendetwas schiefgeht, mal schnell die chemische Keule einsetzen.“ Und noch etwa hat Heiner Sauer im Lauf der schwierigen Jahre als Biowinzer gelernt: „Wir setzen auch beim Ausbau auf defensive Kellerwirtschaft, das heißt, wir lassen den Wein weitgehend in Ruhe.“ So entstehen regionaltypische, sehr geschmacksdifferenzierte Tropfen.

Immer mehr Weintrinker wissen dies auch zu würdigen. Seit dem Jahrgang 2012 hilft ihnen bei der Auswahl auch das neue europäische „Biowein-Siegel“, das das Durcheinander verschiedener Ökolabels und Etikettierungen beenden soll. Besondere Verbandslabel wie „Ecovin“ oder „Naturland“ können aber weiterhin zusätzlich verwendet werden.

Ein schlichter Blick in die Supermarktregale zeigt, dass die wachsende Nachfrage nach Bio auch hier zu einer Veränderung des Sortiments geführt hat.

Laut einer Sprecherin der Tengelmann-Gruppe, zu der Kaiser’s gehört, liege der Anteil der Bioweine in den Hauptstadtfilialen bei über 30 verschiedenen Sorten, das entspräche einem Anteil von knapp 10 Prozent des gesamten Weinangebots. Vor allem Flaschen aus Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland verkaufen sich gut, die Preislagen der Bioweine im Supermarktregal liegen eher im mittleren Bereich zwischen 5 und 10 Euro, aber auch teurere Tropfen werden inzwischen gerne gekauft.

MICHAEL PÖPPL

Alle von „Mundus Vini“ ausgezeichneten Weine unter: www.meiningers-weinsuche.com