ALTER MEISTER
: In der Wanne mit George Bush

Ein Mann liegt in der Badewanne. Das Wasser rauscht aus dem Hahn, die Gischt umspielt seine Zehen. Es ist ein intimer Moment, den wir hier sehen – das Einsame, Verworfene des Augenblicks deutet der Künstler dem Betrachter durch das heruntergelassene Rouleau links im Bild an.

Ein Mann. Ein Bad. Zwei Beine.

Das Bild „George Walker, badend“ entstammt einer privaten, einer sehr privaten Sammlung. Dass wir es betrachten, dass wir den bislang nicht öffentlich künstlerisch in Erscheinung getretenen Schöpfer und sein Oeuvre kennen lernen können, verdanken wir einem Kunstraub. Denn der Maler dieses Hochformats soll George W. Bush sein, von 2001 bis 2009 republikanischer Präsident der Vereinigten Staaten. Irakkrieger, Patriot-Actler, Guantánamo-Einrichter, wiedergeborener Christ … you name it.

Ein Hacker ist in sechs Internetkonten aus dem Umfeld der Familie Bush eingedrungen und hat der interessierten Öffentlichkeit Bush juniors bislang unbekannte künstlerische Seite offenbart. Ihm ist zu danken, dass wir nun mit dem 43. US-Präsidenten in der Wanne liegen dürfen. Wenngleich und gottlob nur in Gedanken.

Schon vergleichen amerikanische Kunstkritiker das hier abgebildete Gemälde mit dem feministischen Werk einer Frida Kahlo. Schon heißt es über ein anderes Bild, das eine Rückenansicht des unbekleideten Expräsidenten zeigt, die Bezüge zum homosexuell konnotierten Werk des lange in Kalifornien lebenden Briten David Hockney seien unleugbar. Kahlo und Hockney – Größen des Kunstbetriebs des zurückliegenden Jahrhunderts, deren Werk nun – im Hause Bush – womöglich neu interpretiert wird. AM