Börsenboom weltweit: Das Geld ist zu billig

Die Niedrigzinspolitik, mit der die Notenbanken versucht haben, die Krise zu bekämpfen, sorgt für billiges Geld. Börsenboom weltweit – und die Zinsen lassen sich nicht einfach wieder anheben.

Frisches Geld auf den Märkten. Bild: 1suisse - Lizenz: CC-BY-ND

Ein altbekanntes Wort geht um auf den globalen Finanzmärkten: Blase. Gerade erst warnte die Weltbank vor einer Blasenbildung auf den asiatischen Märkten. Nun warnen die Asiaten selbst vor einer Blase – made in USA. Präsident Barack Obama bekam gerade auf seinem Asienbesuch herbe Kritik zu hören.

Mit ihrer allzu großzügigen Geldpolitik riskierten die Amerikaner einen neuen Crash, hieß es. Gut eine Billion US-Dollar hat die US-Notenbank Fed zur Krisenbekämpfung schon in die Wirtschaft geleitet und ihren Leitzins radikal auf einen Korridor von 0 bis 0,25 Prozent gesenkt.

"Die niedrigen Leitzinsen und der Dollarverfall stellen für die Erholung der Weltwirtschaft neue, reale und unüberwindbare Hindernisse dar", schimpfte etwa der Leiter der chinesischen Bankenaufsicht, Liu Mingkang.

Er spielt damit auf eine derzeit besonders populäre Art der Geldvermehrung an: Clevere Spekulanten leihen sich zu Minizinsen US-Dollar, die sie vor allem auf den von der aktuellen Finanzkrise vergleichsweise wenig betroffenen asiatischen Märkten und in anderen Schwellenländern investieren und damit einen Boom auslösen, der mit der realen Wirtschaftsentwicklung längst nichts mehr zu tun hat.

Nicht nur in den Schwellenländern boomen die Märkte. Weltweit schießen an den Börsen die Aktienkurse in die Höhe, Rohstoffe aller Art sind so gefragt, als ob es nie eine Krise gegeben hätte, und selbst auf manchen Immobilienmärkten steigen die Preise wieder kräftig. Vielleicht ist diese allgemeine Hausse ja ein Zeichen dafür, dass die Krise vorbei ist.

Doch daran hat so mancher Marktbeobachter Zweifel: "Für mich ist sie ein Zeichen dafür, dass wir dem schlimmsten anzunehmenden Unfall ein Stück näher gerückt sind", schreibt der Finanzkolumnist Wolfgang Münchau in der FTD. Die Frage wäre demnach nicht mehr ob, sondern wann die nächste Blase platzt.

Problem erkannt, Problem gebannt? Dummerweise nicht. Die Notenbanken können ihre Politik des billigen Geldes, mit dem die Märkte geflutet werden, jetzt nicht einfach umkehren. Die reale Wirtschaft ist immer noch höchst labil.

Wenn die Notenbanker plötzlich die Zinsen erhöhen würden, würde die zarte konjunkturelle Erholung der vergangenen Monate brutal abgeschnürt. Dann verlören weltweit nicht maximal 59 Millionen Menschen ihren Job durch die Krise, wie von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) prognostiziert, sondern möglicherweise ein Vielfaches davon.

Die Fed hat bereits angekündigt, dass sie den US-Leitzins bis auf Weiteres auf seinem Tiefststand belassen will.

Um reichlich Geld in Umlauf zu bringen, hatten viele Notenbanken massenhaft Wertpapiere aufgekauft. Mit einem plötzlichen Verkauf könnten sie leicht den befürchteten Crash auslösen. Die Regierungen hätten einem neuen Crash wenig entgegenzusetzen. Denn die Zinsen können kaum weiter gesenkt werden, und für neue Konjunkturprogramme ist längst kein Geld mehr in der Kasse.

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