Gentech-Kampagne in US-Botschaft: Gefahren werden ignoriert

Zwei Farmer aus den USA preisen gentechnisch verändertes Saatgut auf Veranstaltungen in der Bundesrepublik - mit Unterstützung der Regierung in Washington.

Protestaktion gegen das gentechnisch veränderte Saatgut von Monsanto. : dpa

BERLIN taz | Gary Schmalshof ist ein Freund klarer Worte: "Wir wollen Ihren Markt für unsere gentechnisch veränderten Produkte öffnen", sagt der Farmer aus den USA. Deshalb hat er diese Woche in Deutschland bei Bauern, Beamten und Agrarberatern für die Gentechnik geworben. Nicht etwa der mit Abstand größte Gentechhersteller, der US-Konzern Monsanto, hat die Reise organisiert, sondern die US-Botschaft in Deutschland.

Unter Präsident George W. Bush fing die Botschaft vor drei Jahren an, solche Reisen zu organisieren. "Wir laden Landwirte aus den USA ein, über ihre Erfahrungen mit Gentechsaaten zu berichten", erklärt Dietmar Achilles, zuständiger Mitarbeiter in der US-Vertretung. Dies sei keine Missionierung, das Ziel sei aber natürlich klar: "Wir wollen das Interesse an modernem Saatgut aufrechterhalten."

Entsprechend werden die Referenten ausgewählt. Außer Schmalshof pries diese Woche Gordon Wassenaar die Gentechnik. Wassenaar baut in Iowa auf 600 Hektar Mais und Soja an - wenn er nicht gerade Werbevideos für Monsanto dreht. Kaum verwunderlich, dass Schmalshof und Wassenaar bei ihrer Abschlussveranstaltung am Donnerstag in der Botschaft nur Positives über gentechnisch veränderte Pflanzen erzählten. Da sich mit Mais, der gegen Pestizid resistent ist, leicht Unkräuter in den Griff bekommen ließen, könnten die Bauern leichter auf den Pflug verzichten. Ein Kostenfaktor: Der Diesel fürs Pflügen kann gespart werden.

Die beiden Farmer zeigen Fotos fast vertrockneter konventioneller Maispflanzen neben gesund grünen Gensorten - Monsanto machts möglich. Sie lesen Statistiken von Powerpoint-Präsentationen ab: Genmais mit eingebautem Gift gegen einen Schädling habe 2006 in den USA die Produktionskosten um 324 Millionen Dollar gesenkt. Rund 290 Millionen Kilogramm Pestizidwirkstoffe seien dank Gentechnik vermieden worden.

Für eine Ausgewogenheit der Veranstaltung sorgte allenfalls das Publikum. Michael Reisner, Mitarbeiter der Grünen-Bundestagsabgeordneten Ulrike Höfken, zitierte eine Studie, nach der in den USA nicht weniger, sondern rund 145 Millionen Kilogramm mehr Unkrautvernichtungsmittel eingesetzt wurden. Bauer Schmalshof sagt dazu nur: "Ich glaube diesen Zahlen nicht."

Was ist mit der Gefahr, dass Gentechpollen konventionelle Felder verschmutzen? Einfach einen Sicherheitsabstand einhalten, antwortet Wassenaar. "Damit kann man fertigwerden." Könnten die Schädlinge nicht resistent gegen das Gift in den Genpflanzen werden? Dann würden eben neue Mittel entwickelt. Wassenaar: "Ich habe viel Vertrauen in die Wissenschaft."

Fragt sich, warum solche Werbeveranstaltungen Aufgabe der US-Regierung sind. "Wir haben schon ein ökonomisches Interesse", sagt Organisator Achilles. Weil die EU derzeit die Einfuhr nicht zugelassener Gentech-Futtermittel verbiete, dürften die USA seit einigen Jahren keinen Mais mehr nach Europa verkaufen. Dieses Verbot zu kippen - dabei sollen Schmalshof und Wassenaar helfen.

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