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Sechs-Tage-RennenIn der Arena der Tränen

Das weltgrößte Indoor-Bahnradevent ist in der Sponsoren-Krise und fordert Staatshilfe. Für die Zukunft scheint das nicht ganz ausgeschlossen

Da musste selbst Scherf grinsen: AWD-Chef Maschmeyer unterschreibt 2004 den Namenskauf Bild: Archiv

Die Stadthalle heißt jetzt "Arena". Nicht im Volksmund, doch der sprach ja auch selten vom "AWD Dome". Der Finanzvertrieb aus Hannover stellt sein Sponsoring zum Jahresende ein - ohne dass ein Nachfolger erkennbar wäre. Aber umsonst Werbung machen, das wollen sie bei der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) dann auch nicht. Also haben sie sich für "Arena" entschieden. Das soll "selbstbewusster" und "moderner" klingen als "Stadthalle". Und die Konkurrenten heißen auch alle so.

Und genau mit AWD fängt auch das Problem des Frank Minder an. Der 63-Jährige organisiert seit fast 40 Jahren das Bremer Sechs-Tage-Rennen und hat damit bisher, wie er sagt, "gut verdient". Über Details schweigt er sich aus. Doch nun fehlen 250.000 Euro an Sponsoren-Geldern, je 100.000 Euro von AWD und der Mega-Molkerei Milram, 50.000 Euro von Lotto und Toto.

"Wir wandern derzeit durch ein Tal der Tränen", sagt Minder. Die ab 14. Januar anstehende 46. Auflage des größten Sechstagerennens der Welt sei zwar nicht gefährdet, wohl aber dessen Fortbestand. Die traditionsreichen Rennen in Stuttgart und Dortmund sind bereits abgesagt, jenes in München gilt als akut gefährdet. Im Ausland dagegen, sagt Minder, steige ihre Zahl - Rotterdam, Amsterdam und Mailand kamen jüngst dazu.

Damit das in Bremen besser läuft als anderswo, soll jetzt die Stadt helfen. Oder das Land. Minder findet das "nur legitim", obwohl er sich einen "erbitterten Gegner" von Subventionen nennt. Aber schließlich seien ja auch diverse Musicals in Bremen öffentlich mitfinanziert worden. Unterstützung bekommt er von Hickel: Der Ausfall der Sponsoren habe "wie ein Blitz eingeschlagen". Zugleich sei das Sechstagerennen eines der ganz wenigen Events, "das weit über die Grenzen Bremens hinaus bekannt" sei, "ein immenser Imagegewinn" also. Es wäre, sagt Hickel, "ein Riesenverlust, wenn es nicht mehr stattfinden würde". 1.000 Menschen arbeiten auf den Six-Days, 2,5 Millionen Euro ist der Etat schwer, auf acht Millionen Euro beziffert Hickel den Gesamtumsatz, den die zuletzt 125.000 BesucherInnen liefern.

"Die Politik muss sich entscheiden, ob ihr die Veranstaltung etwas wert ist", sagt Sportfan Hickel. Er redet einer "einmaligen Hilfe" das Wort, in Form einer Bürgschaft oder Kreditlinie, verbunden mit der Forderung, dass Minder "sein gesamtes Geschäftsmodell" offen legen müsse. Dafür gibt es noch andere Gründe als dessen allgemeine Intransparenz: Minder wurde 2003 wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu Bewährungsstrafe und Geldbuße verurteilt.

Bei der WFB winken sie zwar zunächst ab, für 2010 sei es zu spät. Auch beim Wirtschaftssenator sieht man eine schnelle Staatshilfe als "völlig abwegig" an, zumal man den Zeitpunkt der Forderung "unglücklich" finde. In Zukunft hingegen, heißt es aus Ressort und WFB, sei solch Unterstützung "nicht ausgeschlossen", Gespräche "jederzeit möglich".

2011 läuft Minders Vertrag aus, und wenn sich "die Rahmenbedingungen" nicht änderten, sagt er, "dann schließe ich hier die Tür ab". Hickel hat schon eine Idee für die Zeit danach: Eine öffentliche Partnerschaft der Sixdays mit der WFB. Die gibt es prinzipiell schon jetzt, die WFB steuert bereits jetzt einiges bei, auch bei der Miete. Und ab 2011, sagt Minder, gebe es sicher auch wieder einen Namensgeber für die Stadthalle. Pardon: "Arena".

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1 Kommentar

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  • TF
    Thomas Fenkl

    Auch wenn ich Hickel im Allgemeinen sehr schätze, hier liegt er mit seiner Subventionsforderung für das 6 Tage Rennen eindeutig neben der Spur.

     

    Wenn der Herr Minder bislang in über 40 Jahren "ganz gut" daran verdient hat, dann ist es an der Zeit, ein wenig von den,- sicherlich reichlich vorhandenen Gewinnrücklagen",- zu investieren.

     

    So sind sie nämlich gar zu gerne des öfteren, unsere Mittelstandsfürsten: Läuft der Betrieb fein, werden willkürlich und fröhlich Gewinne entnommen, wie es gerade passt.

    Läuft der LAden dann mal eine Zeitlang nicht ganz so prall, werden diejenigen entlassen, welche die ganzen Jahre die Gewinne geschaffen haben und/oder es wird Staatsknete gefordert, anstatt dass nicht wenigstens ein Teil der über Jahre erzielten Gewinne zur Überbrückung einer Durststrecke benutzt wird.

     

    Eigentum verpflichtet, warum sollte das nicht auch für Reichtum gelten?