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Der Name der Leute – Le nom des gens Frankreich 2010, R: Michel Leclerc, D: Sara Forestier, Jacques Gamblin / Originalfassung mit Untertiteln.

„Der Name der Leute“ inszeniert einen Frontalzusammenstoß: zwischen dem nicht mehr ganz jungen, etwas verklemmten Veterinärmediziner jüdischer Abstammung Arthur Martin und der jüngeren offenherzigen linken Halbalgerierin Bahia Ben.

(Sara Forestier). Aus den Widersprüchen, die auf den ersten Blick persönliche, auf den zweiten politische sind, schlägt das Drehbuch jede Menge Funken. Es werden Fragen der Opferpolitik verhandelt, die Rechte per Beischlaf zur Linken bekehrt, und der steife Sozialist Lionel Jospin legt höchstpersönlich einen veritabel komischen Auftritt hin. In Frankreich war der Film ein Riesenerfolg, über den nur die Le-Pen-Rechte Böses zu sagen hatte.

Der Film läuft im Rahmen des Schulkinoprogramms Cinéfête morgens für Schulklassen in der Schauburg und im City 46. Dort auch Do, Sa, 16. 2.–Mi, 20 Uhr

Work Hard – Play Hard Deutschland 2011, R: Carmen Losmann

Schon allein das Vokabular wirkt befremdlich: Human Resources, Assessment Center, Prozessoptimierung, Performance Profile. Carmen Losmann besucht in ihrem Debütfilm große deutsche Konzerne und Unternehmensberatungen, die sich in ihrer Personalarbeit hauptsächlich darauf konzentrieren, Mitarbeiter und bestehende Abläufe zu „optimieren“, sie schneller zu machen und vor allem das „richtige Mitarbeitermaterial“ zu rekrutieren. Der Mensch als Roboter, als funktionierender kleiner Teil eines unübersichtlich großen Ganzen – diese Strukturen entlarvt Losmann auf perfide Art und Weise. Indem sie die Vorgänge abbildet, ohne sie zu kommentieren. Die teilweise abstrusen und unverständlichen Aussagen der Führungskräfte und die Bürobilder voller Monotonie und Sterilität tun ihr Übriges, um beim Zusehen ein ungutes Gefühl über die Entwicklung unserer Gesellschaft zu bekommen. Dadurch wirkt diese beeindruckende Dokumentation als Studie unserer Zeit wie Science-Fiction, die gleichzeitig schon Realität geworden ist. Erschreckend nah und erschreckend wahr. Do, Fr & Mo, 18 Uhr, Di, 20 Uhr, mit Einführung & Diskussion: Ingeborg Mehser (Forum Kirche), Ute Buggeln (IG Metall), City 46

Westerland Deutschland 2012, R: Tim Staffel, D: Wolfram Schorlemmer, Burak Yigit

Der Theater- und Hörspielautor Tim Staffel hat in seinem Filmdebut seinen eigenen Roman „Jesús und Muhammed“ adaptiert. Gedreht wurde im Winter auf Sylt, und dieses eisige, stürmische, verloren wirkende Urlaubsparadies außerhalb der Saison ist solch eine faszinierende Kulisse, dass der Film alleine schon durch seine Bilder funktioniert. Aber Staffel kann auch erzählen. Die seltsame Liebesgeschichte von Cem, der beim Ordnungsamt jobbt und sein Leben im Griff hat und Jesus, der selbstzerstörerisch alles versucht, um zu scheitern, wird hier mit einer poetischen Radikalität ins Extreme getrieben. Ein verstörender, faszinierender und dabei erstaunlich schön fotografierter Film.

Fr, 20.30 Uhr, So & Mi, 18 Uhr, City 46