Die Sache mit der Wirtschaftlichkeit

ENERGIEWENDE II Mehrere Konzerne schieben geplante Investitionen in Offshore-Windparks auf – zu viele Gründe sprächen derzeit dagegen. Tatsächlich auf See traut sich so recht nur Vattenfall

Der Baukonzern Strabag hat geplante Investitionen von etwa 300 Millionen Euro in Cuxhaven vorerst auf Eis gelegt. Zurzeit sprächen „zu viel Gründe dagegen“, sagte Vorstandschef Hans Peter Haselsteiner. Vor allem bemängelte er die „unklare rechtliche Situation, die unklare Zukunft der Energiepolitik auf dem deutschen Markt und die fehlenden Transportmöglichkeiten vom Erzeuger zum Verbraucher“.

Der weltweit tätige österreichische Konzern wollte in Cuxhaven eine Fabrik für Schwerkraftfundamente von Offshore-Windrädern errichten sowie Spezialschiffe für deren Transport bauen lassen. Sollten sich die Rahmenbedingungen verbessern, will der Vorstand die Situation nach eigenen Angaben neu bewerten. Im vergangenen Jahr hatten bereits die Energiekonzerne EnBW und Dong Investitionen in Windparkprojekte auf hoher See verschoben.

Der Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland birgt nach Einschätzung von RWE-Chef Peter Terium „erhebliche Risiken“. RWE müsse „höllisch aufpassen“, dass die Wirtschaftlichkeit der geplanten Windparks gewährleistet sei, sagte Terium am Dienstag vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Es sei möglich, dass Investitionen in britische Windparks rentabler seien.

RWE baut gegenwärtig den Windpark Nordsee Ost nördlich von Helgoland. Ein weiteres Projekt – Innogy Nordsee 1 vor der ostfriesischen Insel Juist – liegt noch auf Eis. Terium hält die Ausbauziele der Bundesregierung von zehn Gigawatt bis 2020 respektive 25 Gigawatt bis 2030 nicht mehr für erreichbar.

Begonnen haben dagegen der Energiekonzern Vattenfall und die Stadtwerke München mit dem Bau ihres gemeinsamen Windparks Dan-Tysk an der deutsch-dänischen Grenze in der Nordsee. Der Windpark hat auf einer Fläche von 70 Quadratkilometern eine installierte Leistung von 288 Megawatt und wird Strom für etwa 400.000 Haushalte erzeugen können. Die Investitionskosten belaufen sich auf mehr als eine Milliarde Euro. „Nachhaltige Energieerzeugung aus regenerativen Quellen ist eines unserer wichtigsten Unternehmensziele“, beteuerte Vattenfall-Chef Tuomo Hatakka: „Hier wollen und werden wir weiter wachsen.“  SVEN-MICHAEL VEIT