Google kauft AdMob: Monopol bei mobiler Werbung

Der Internet-Konzern Google will den größten Anbieter von Handy-Werbung übernehmen. Aktivisten legen Protest ein: Die dabei erfassbaren Daten gefährdeten massiv die Privatsphäre .

Mit mobilder Werbung, die AdMob – und bald Google – macht, kann eine große Datenmenge von Smartphone-Besitzern gesammelt werden. Bild: ap

BERLIN taz | Es ist die drittgrößte Unternehmensübernahme, die Google jemals durchgeführt hat: Der Online-Konzern, dessen Hauptumsatzquelle nach wie vor Werbung in seiner Internet-Suchmaschine ist, will den Marktführer bei mobiler Reklame, AdMob, übernehmen. 750 Millionen Dollar soll das kosten. Ob der Aufkauf reibungslos abläuft, ist allerdings keineswegs gesagt: Die US-Handelsaufsicht FTC untersucht, ob es hier zu einer Kartellbildung kommen könnte.

Daneben haben sich nun auch Netzbürgerrechtler gemeldet und Protest eingelegt: Sie fürchten, dass ein Werbemonopol ohne ausreichenden Schutz der Privatsphäre der Anwender entsteht. So heißt es in einem von der Verbraucherschutzorganisation "Consumer Watchdog" und dem "Center for Digital Democracy" (CDD) bei der FTC eingereichten Schreiben, der geplante Google-Großeinkauf sei "schädlich für Endkunden, Werbetreibende und Anwendungsentwickler in einem zunehmend wichtigen Markt".

Für Google geht es um einen wichtigen Markt. Denn die Zukunft der Online-Werbung, darin sind sich viele Experten sich, liegt zu einem nicht geringen Teil in vielfältigen mobilen Diensten. Die haben den Vorteil, dass sich beispielsweise gleich miterfassen lässt, wo der Benutzer sich gerade aufhält - um ihm dann etwa Reklame eines nahegelegenen Ladens oder Restaurants zu unterbreiten, die er sofort besuchen könnte.

Viele Jahre lang war der Markt für mobile Werbung allerdings kaum entwickelt. Der Grund: Die Geräte waren nicht besonders attraktiv, Handy-Bildschirme für Banner zu klein, die Nutzer von Werbebotschaften per SMS genervt. Mit der aktuellen Generation von Smartphones ändert sich das nun: Telefone wie Apples iPhone oder Handys mit Googles Android-Betriebssystem bieten verhältnismäßig viel Bildschirmplatz, sind ständig im Internet eingebucht und werden von den Nutzern viel stärker zum Surfen genutzt als früher. Daneben laden sich immer mehr Kunden so genannte Apps herunter - Anwendungen vom Spiel über das Nachrichtenleseprogramm bis zur Bürosoftware, denen sie viel Zeit widmen und die sich mittels Werbung refinanzieren lassen.

AdMob gilt als Marktführer in diesem Segment: So steckt dessen Reklamesoftware in den bekanntesten kostenlosen iPhone-Anwendungen. Google war dagegen bislang nur teilweise darin erfolgreich, seine Werbung auf Mobilplattformen auszudehnen - kein Wunder, dass der Aufkauf naheliegt. Bei den Aktivisten vom CDD sieht man das Vorgehen als äußerst gefährlich an. "Ohne viel Wettbewerb und starke Schutzmaßnahmen für die Privatsphäre wird dieses vitale Segment der Online-Wirtschaft beschädigt."

Die Netzbürgerrechtler fürchten, dass Google riesige Datenmengen sammeln könnte, wo sich welcher Nutzer wann befindet. "Sowohl AdMo als auch Google sammeln enorme Datenmengen über das Online-Verhalten der Kunden, inklusive ihrer aktuellen Position." So besitze AdMob so genannte Targeting-Instrumente, mit denen Nutzer anhand ihres Verhaltens, ihrer Herkunft, ihres Alters, ihres Geschlechts und ihrer Bildung zielgenau angesprochen werden könnten. All diese Daten konzentriert in einer Hand seien mehr als schädlich.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.