Afrika-Cup: Überforderte Funktionäre
Der Afrika-Cup ist die bedeutendste Einnahmequelle für den afrikanischen Fußballverband. Das Ausfallen von Spielen wäre eine Katastrophe für ihn.
Issa Hayatou gilt nicht als großer Charismatiker. Der Verbandschef des Afrikanischen Fußballverbands (CAF) ist eher ein Sportfunktionär der Kategorie "kluger Taktiker", der die Kunst des Feilschens in den Hinterzimmern der Sportwelt beherrscht. Bis zu seiner Intervention waren Togos Fußballnationalspieler nach dem Überfall auf ihren Teambus fest entschlossen, die Teilnahme am Afrika-Cup abzusagen. Auch die Ghanaer, die Ivorer und die Fußballer aus Burkina Faso, die ebenfalls in der Krisenregion Cabinda spielen sollen, waren ins Grübeln geraten. Togos Stürmer Jonathan Ayité sagte der französischen Radiostation RMC am Samstag: "Selbst wenn man uns US-Präsident Barack Obama persönlich hierherschickt, wir gehen sofort nach Hause." Was Obama nicht geschafft hätte, war Hayatou vorerst gelungen. Eine endgültige Entscheidung stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
Ausgestattet mit Vollmachten des angolanischen Staatspräsidenten José Eduardo dos Santos reiste er nach Cabinda, und nach dem Treffen am Flughafen hatten plötzlich alle Zweifler ihre Meinung geändert. Welche genauen Angebote Hayatou den Fußballern unterbreitet hat, war am Sonntag nicht zu erfahren. Dass der Appell an die Ehre, ein paar zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen und massiver Polizeischutz für die Busfahrten der Teams ausreichten, ist jedenfalls unwahrscheinlich.
Aber es geht um Geld und viel Prestige. Der Afrika-Cup ist die bedeutendste Einnahmequelle für die CAF. Das Ausfallen von Spielen würde Fernsehverträge ins Wanken bringen, eine Absage des Turniers wäre eine Katastrophe für die CAF. Denn der Verband ist eine Organisation, die nicht auf Unvorhergesehenes vorbereitet ist. Schon im weitgehend reibungslosen Turnierablauf in Ghana vor zwei Jahren agierten die Funktionäre permanent am Rande der totalen Überforderung. Zur Not werden da auch mal einfach die Telefone ausgestöpselt, weil Anfragen sowieso nicht bearbeitet werden.
Das setzt sich nun fort: Die in Cabinda angesetzten Spiele der Gruppe B nach Luanda zu verlegen wäre sicher möglich gewesen. Zwei Gruppen in der angolanischen Hauptstadt spielen zu lassen galt in den Jahren der Vorbereitung immer als Notlösung. Doch dazu sah sich der Verband nun nicht mehr in der Lage.
Schon die ersten Nachrichten von den Schüssen auf den Mannschaftsbus überforderten die Herren im superluxuriösen Kongresshotel Talatona in Luanda völlig. Zuerst erklärte der Verband, es handle sich nur um einen geplatzten Reifen, später wurde dem verstörten Team vorgeworfen, nicht mit dem Flugzeug geflogen zu sein, obwohl dies nie vorgesehen war. Die Mannschaft hatte im nahen Kongo trainiert. Die Vorgaben seien klar gewesen, sagte Verbandssprecher Souleimanu Habuba. Die CAF habe keine Kenntnis davon gehabt, wie und wann die togolesische Delegation anreisen werde. Da war der bewaffnete Arm der cabindischen Befreiungsbewegung besser informiert. Im Überzeugen von Fußballern ist der Verband offenkundig versierter als im Beantworten von Sicherheitsfragen.
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