Afrika-Cup: Team ohne Torjäger

Ghana will am Dienstag gegen Burkina Faso das Ausscheiden aus dem Turnier verhindern. Nachdem die Jungen zu instabil waren, sollen es die Routiniers richten.

Ghana hat auch den Leverkusener Bundesliga-Profi Hans Sarpei im Kader. Bild: dpa

Im achten Stock des President Hotels von Luanda ist die Stimmung um die Mittagsstunden relaxt. Dass sich vor dem Eingang gerade hunderte Autos unauflösbar ineinander verkeilen, kann man getrost ignorieren. Wirklich schön ist der Ausblick auf die mediterrane Baia de Luanda, den Stadtstrand der angolanischen Hauptstadt. Befreiend scheint das vor allem auf die Spieler der Nationalmannschaft Ghanas zu wirken. Weit weg sind die allgegenwärtigen Militäreskorten in den Straßen Cabindas. Wie groß der Verdruss darüber war, brachte Hans Sarpei am Flughafen vor der Abreise sichtlich genervt auf den Punkt: "Ich habe hier viel Zeit, über Leverkusen nachzudenken. Was soll ich auch sonst den ganzen Tag machen."

Doch nun ist man angekommen im Herzen des diesjährigen Afrika Cups und der Einzige, dem das ein bisschen auf die Seele zu schlagen scheint, ist Trainer Milovan Rajevac. In sich gekehrt und noch ein wenig apathischer als sonst scheint der Serbe sich von dieser Pressekonferenz verabschiedet zu haben. Irgendwohin, wo die Schwüle nicht permanent die Physis plättet und nicht die Hoffnungen einer ganzen Fußballnation auf den Schultern liegen. Viel Spielraum hatten die Ghanaer ihrem Coach im Vorfeld des Afrika Cups gegeben. Die vielen Ausfälle, die schwierige Gruppe, das Experiment mit acht Spielern aus der U20-Weltmeisterelf - der ein oder andere Rückschlag, das bestätigen die ghanaischen Reporter, war eingeplant.

Doch nun besteht die Gruppe nach der Abreise Togos nur noch aus drei Mannschaften und Ghana muss nach der Auftaktniederlage gegen Topfavorit Elfenbeinküste gegen Burkina Faso unbedingt gewinnen. Für Milovan Rajevac ist die Schonfrist damit bereits acht Monate nach seinem Amtsantritt abgelaufen. "Der Coach genießt bei uns großen Respekt", orakelt William Dodzi von der Ghana News Agency, "doch ein Ausscheiden in der Gruppenphase des Afrika Cups hat selten ein Trainer überlebt."

Das weiß natürlich auch Rajevac selbst. Deshalb ist auch für ihn die Zeit der Experimente vorerst vorbei. Bereits vor Turnierbeginn musste er auf die verletzten Schlüsselspieler John Pantsil (FC Fulham), John Mensah (FC Sunderland) und Steven Appiah (FC Bologna) verzichten. Bei Mittelfeldstar Sulley Muntari (Inter Mailand) entschied er sich nach einer ganzen Reihe von Disziplinlosigkeiten für eine Suspendierung. Seit gestern ist klar, dass nun auch Anthony Annan (Rosenberg Trondheim) und vor allem Kapitän und Superstar Michael Essien (Chelsea London) gegen Burkina Faso ausfallen.

Im Spiel gegen die Elfenbeinküste bot Rajevac daher von Beginn an vier Spieler aus der U20-Weltmeistermannschaft auf. Besonders gefreut hatte er sich, das betonte er in den vergangenen Tagen immer wieder, dass er die Novizen unter "Wettbewerbsbedingungen auf ihre WM-Tauglichkeit" testen könne. Schon vor dem Spiel gegen Drogba & Co. wurde allerdings deutlich, dass deren Einsatz noch zu früh gekommen sein könnte. Dem 19-jährige Badu Emmanuel Agyeman von Udinese Calcio schienen auf der Pressekonferenz in Cabinda tatsächlich die Zähne zu klappern, als er mit brüchigem Stimmchen erklärte "wir haben keinerlei Angst vor der Elfenbeinküste". Trotz einer ordentlichen Leistung waren Agyeman und seine Kollegen den Ivorern später vor allem körperlich hoffnungslos unterlegen.

Gegen Burkina Faso will Rajevac das Wohl und Wehe seiner Trainerexistenz nun nicht wieder von der schwankenden Form einiger Jungspieler abhängig machen. Deshalb kehren die Routiniers Haminu Drahmani (Kuban Krasnodar) und Hans Sarpei in die Startelf zurück. Allerdings gelten weder Sarpei noch Drahmani als Torjäger. Und nach denen sucht man zwischen Accra und Kumasi bereits seit einigen Jahren. Ein Tor muss in jedem Fall her. Doch weder Asamoah Gyan (Stade Rennes), der ob unzähliger ausgelassener Großchancen auf dem Platz mittlerweile depressiv wirkt, noch dem Ex-Dortmunder Matthew Amoah (NAC Breda) mag man das so richtig zutrauen.

Vielleicht rettet ja deshalb doch ein 19-Jähriger den Kopf des Trainers. Dominic Adiyiah (AC Mailand) war Toptorjäger und Topscorer beim U20-Turnier in Ägypten. Für die heutige Partie steht er, so Milovan Rajevac, in der zweiten Reihe bereit.

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