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leserinnenbriefe

Panik auf der Titanic

■ betr.: „Die Versager“, taz vom 21. 12. 09

„Wir sitzen auf der ‚Titanic‘ und sehen den Eisberg. Es geht jetzt darum, den Kurs zu ändern, um die Kollision zu verhindern. Und nicht, darüber zu streiten, ob es weiterhin Luxusklasse und Frachtraum gibt.“ Eine schöne Metapher bringt hier der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in die Diskussion ein. Man sollte allerdings die Details nicht weglassen: Der Kurs Richtung Eisberg wurde in der Luxusklasse festgelegt, und die Passagiere im Frachtraum werden die Ersten sein, die ertrinken, während auf Deck Rettungsboote bereitstehen. So gesehen ist die Meuterei im Schiffsrumpf notwendiger Bestandteil des Kurswechsels, zumindest wenn man die Zukunft als politischen Prozess versteht und nicht als Einflüsterung von Navigationsanweisungen an die Kapitäne interpretiert. Die entsprechenden Interessenlagen sollten für den Kampf gegen den Klimawandel genutzt statt als verwirrende Ablenkung gedeutet werden. Nicht Eitelkeit, falscher Stolz und Dummheit regieren die Welt, wie es der taz-Artikel ärgerlicherweise nahelegt, sondern immer noch klar benennbare Interessen. Dort muss man gegenhalten.

OLAF RAHMSTORF, Konstanz

Der Umgang mit dem Krieg

■ betr.: „Die Rüstungsindustrie kennt keine Krise“, taz vom 15. 12., „Kernkompetenz Töten“, „Töten für nichts und wieder nichts“, Leserbriefe von Rolf Klein und Michael Dross, taz vom 1. 12. 09

Ich habe das Gefühl, dass nur noch die „Zivilgesellschaft“ normal tickt, was den Umgang mit dem Krieg angeht. „Einen sauberen Krieg gibt es nicht“, schreibt Klein. Es gibt auch keinen guten Krieg, auch wenn uns das der frisch gebackene Friedensnobelpreisträger weismachen will. Insofern ist der Wirbel um Kundus absurd und lenkt geschickt vom eigentlichen Skandal ab – dass nämlich Deutschland diesen Kriegswahnsinn mitmacht. „Was hat die Bundeswehr dort zu suchen in einem Krieg, den niemand ernsthaft glaubt gewinnen zu können?“, fragt Dross und meint, die Wahrheit sei, dass „die Bundeswehr in Afghanistan für nichts und wieder nichts tötet“. Das stimmt sicher insofern, als dieses Töten zu nichts führt als zu neuem Leid, Hass und damit Stärkung des militanten Islamismus.

„Die Rüstungsindustrie kennt keine Krise“, titelt die taz. Deutsche Konzerne verdienen am Krieg, und unsere Regierung macht die US-geführte Eskalation mit – ob zur Befriedigung der Rüstungsklientel oder damit Deutschland endlich bedeutender wird und international mitreden kann (Merkel, Guttenberg) oder aus purer Angst, die USA als Exportkunden zu verlieren (unser Nein zum Irakabenteuer hat uns einen Vorgeschmack gegeben) – diese Wahrheiten werden auch hundert Untersuchungsausschüsse nicht herausbekommen.

SABINE MIEHE, Marburg

Soldaten werden missbraucht

■ betr.: „Der verheimlichte Kriegsbeginn“, taz vom 14. 12. 09

Ihren Kommentar zum Massaker und dessen Folgen halte ich für gut und richtig. Nur der Schlusssatz stört mich: „Einer solchen Regierung kann man keine Soldaten anvertrauen.“

Aus diesem Satz wäre zu folgern, normalerweise könne man Regierungen schon Soldaten anvertrauen, nur dieser neuen schwarz-gelben nicht. Was soll das? Können Sie mir eine einzige Regierung nennen, der man Soldaten anvertrauen sollte oder dürfte? Soldaten auf der ganzen Welt werden von ihren Regierungen missbraucht für Machtspiele aller Art, sie werden immer angelogen und letzten Endes verheizt für „Vaterland“, „Patriotismus“ und dergleichen Humbug mehr. Glauben Sie wirklich, dass ausgerechnet unsere Demokratie am Hindukusch oder die viel zitierten westlichen Werte in Bagdad, Teheran oder Tiflis verteidigt werden müssen? Auch einem Friedensnobelpreisträger Obama sollte man keinen einzigen Soldaten anvertrauen, solange er die Unverfrorenheit besitzt, vor dem Nobel-Komitee die Notwendigkeit von Kriegen (leider, leider!) zu begründen. Es ist nicht zu fassen! EMMO FREY, Dachau

Ein erbärmliches Bild

■ betr.: „Die Versager“, taz vom 19. 12. 09

Es ist ein erbärmliches Bild, das dieser Klimagipfel abliefert auf Kosten der Bürger und der Umwelt dieser Welt! Aber solange Politiker das Bestreben nach Macht und die Gier für den eigenen Vorteil in Anspruch nehmen und eine Klientelpolitik die Würde des Menschen mit der Würde der Gewinnmaximierung austauscht, wird man überhaupt keine Ziele hinbekommen. VOLKER UHLENBROCK, Ückeritz

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