Vergänglichkeit: "Es war wunderbar hier"

Schluss mit dem "Dreijahre": Wie angedroht schließt das Restaurant im Steintor - trotz eines Erfolgs, der selten ist in der Gastro-Branche

Vergangen: Annelie Käsmayr als DJane im Dreijahre Foto: Nikolai Bild: Nikolai Wolff

taz: Am Samstag schloss - wie angekündigt - Ihr Lokal "Dreijahre" im Steintor. Warum haben Sie das gemacht?

Annelie Käsmayr: Es war kein Lokal, sondern ein Gastraumprojekt. Aber die Frage ist komisch. Das ist, wie wenn Sie einen Maler fragen, warum er sein Bild beendet.

Sie wollten einen vergänglichen Ort schaffen. Ihre Gäste hätten Ihnen aber kaum verübelt, wenn Sie jetzt von diesem Plan abgerückt wären.

Die Begrenzung auf drei Jahre war unsere Bedingung. Wir haben es ja nicht begrenzt, weil wir dachten, dass es nicht läuft. Dass der Ort wieder verschwinden wird, hat ihm seine Spannung gegeben. Die 1.000 Tage waren ein Kunstprojekt, das eigenen Gesetzen folgt.

Nirgends sonst ist die Pleitequote höher, als im Gastrobereich...

Ist das wirklich so?

Ja! Und Sie etablieren ein beliebtes Restaurant mit anspruchsvoller Küche - nur um es dann wieder zu schließen. Was ist daran Kunst?

Der künstlerische Akt ist, etwas als Kunst zu behaupten, was nicht danach aussieht. Das weckt Zweifel. Deshalb braucht ein Kunstwerk auch eine Taufe.

Hat sich das "Dreijahre" eigentlich gerechnet?

Der Zeitpunkt, ab dem man damit Geld verdienen konnte, der wäre jetzt gekommen.

Sie hatten einen Geldgeber im Hintergrund?

Ja, wir hatten den Gastronom Heiner Hellmann, der das "Modernes" und das "Pier 2" betreibt. Der hat das Projekt angestoßen.

Und der wollte nicht weiter machen?

Wir haben uns von Anfang an zusammen für die Begrenzung entschieden. Durch sein Kapital mussten wir nicht alle Entscheidungen nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten treffen. Viel verdient haben wir nicht: Ich beziehe noch ergänzende Leistungen zum Lebensunterhalt.

Ihre Küche war für Bremer Verhältnisse recht innovativ. Gab es Dinge, die gar nicht ankamen?

Nein, unsere Gäste haben das sehr geschätzt.

Sie hatten aber auch ein Nischenpublikum, selbst wenn dies sehr heterogen war.

Wir haben aber keinen Nischengeschmack bedient. Es könnte viel mehr Läden geben, die auf hohe Qualität in einem einfachen Ambiente setzen.

Gibt es aber nicht. Was glauben Sie, wieso?

Woran das liegt, weiß ich auch nicht. Zu wenig potentielle Gäste gibt es jedenfalls nicht.

Ist Bremen vielleicht zu klein für solche Projekte?

Nein, wir haben es hier gemacht, und es war wunderbar.

Das klingt wehmütig.

Ja. Aber das Projekt ist auch noch nicht ganz vorbei.

Ich dachte doch.

Nein. Der erste, reale Teil ist vorbei. Es gibt aber einen zweiten Teil. Das wird kein Lokal, sondern eine Publikation, ein Katalog. Der soll den Gedanken, der dem "Dreijahre" innewohnt, eine bleibende Form geben, ihn inhaltlich und atmosphärisch auf den Punkt bringen.

Was war denn dieser Gedanke?

Das "Dreijahre" lag an der Schnittstelle von Alltag und Kunst. Wir haben die Frage nach der Kunst in den Raum gestellt.

Und hat jemand Sie beantwortet?

Das ist eine Frage, die sich nur an den Betrachter richten kann.

Machen Sie jetzt wieder was mit Gastronomie?

Nein. Mein nächstes Projekt wird etwas mit Musik zu tun haben.

Und was macht Ihr Koch?

Der eröffnet im nächsten Monat ein eigenes Restaurant im Ostertor. Da geh ich dann auch immer hin.

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