Urananreicherung des Irans im Ausland: Teheran will im Atomstreit kooperieren

Präsident Ahmadinedschad erklärt sich zur Urananreicherung im Ausland bereit. Die Details bleiben jedoch zunächst offen, denn Revolutionsführer Chamenei schweigt noch zum Thema.

Ein Aufwasch: Ahmadinedschad schlug den USA auch einen Häftlingsaustausch vor. : dpa

BERLIN taz | Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat am Dienstag überraschend erklärt, seine Regierung sei bereit, mit den Nuklearmächten einen Vertrag über den Austausch von angereichertem Uran abzuschließen.

Der Iran habe keine Probleme damit, das im Inland schwach angereicherte Uran ins Ausland zu schicken und es einige Monate später es auf zwanzig Prozent angereichert wieder zurückzubekommen, sagte der Präsident in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehen. "Wir sind nicht dagegen, unser niedrig angereichertes Uran ins Ausland zu senden, weil wir eine konstruktive Zusammenarbeit wollen und weil wir jederzeit das niedrig angereicherte Uran wieder im Iran produzieren können."

Das war der Vorschlag der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), über den sich die sogenannte Sechser-Gruppe, bestehend aus den ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats und Deutschland, im September vergangenen Jahres mit dem Iran in Genf geeinigt hatte. Demnach sollte der Umtausch in Russland oder Frankreich stattfinden. Auch die Türkei war im Gespräch. Mit dem Kompromissvorschlag sollte verhindert werden, dass der Iran sein angereichertes Uran zur Herstellung von Atombomben nutzt.

Nachdem die Vereinbarung, die Ahmadinedschad als Sieg verkaufen wollte, im Inland auf heftige Kritik stieß, machte die Regierung einen Rückzieher. Sie erklärte, Iran sei in der Lage, den benötigten Brennstoff im eigenen Land herzustellen. Einige Wochen später hieß es, Iran sei zum Austausch bereit, er müsse jedoch im Inland erfolgen.

Über den jetzigen Sinneswandel Ahmadinedschads kann man nur spekulieren. Haben die jüngsten Sanktionsdrohungen der USA und der EU Teheran gezwungen einzulenken? Ist es die Fortsetzung des Katz-und-Maus-Spiels, mit dem Iran die Verhandlungspartner an der Nase herumführt? Oder braucht die Regierung einen außenpolitischen Erfolg, um von der katastrophalen Wirtschaftslage und der politischen Krise abzulenken?

Unklar bleiben auch die Details. Offen ist, ob Iran dazu bereit ist, sein gesamtes angereichertes Uran zu liefern oder nur einen Teil. Zudem spricht Ahmadinedschad von einigen Monaten, in denen der Umtausch erfolgen soll, während der Westen dafür eine Zeitspanne von einem Jahr vorgesehen hat. Schließlich ist es nicht ausgemacht, ob das Wort Ahmadinedschads gilt. Denn bekanntlich werden im Iran die wichtigsten Entscheidungen nicht von der Regierung getroffen, sondern von Revolutionsführer Ali Chamenei. Dieser hat sich aber bislang nicht dazu geäußert.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.