Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
In Deutschland regt man sich wegen der Steuerhinterzieher auf
und die Regierung kann auf Zustimmung zählen. Aber viel grösserer Schaden entsteht der deutschen Wirtschaft, dem deutschen Volk und den deutschen Staatsfinanzen durch eine andere Art von Flüchtlingen - die delokalisierenden Unternehmen, die Millionen Arbeitslose erzeugen, welche dann keine Steurn zählen können, sondern von den verbleibenden Steuerzahlern unterhalten werden müssen. Wie wär's,wenn man sich in Deutschland einmal darüber in gleichem Mass aufregen würde?
Ein sehr lohnender kurzer Artikel aus der Schweizer WoZ dazu http://www.woz.ch/artikel/inhalt/2010/nr05/Schweiz/18900.html
Ja, die fortwährende Angst der Konservativen des ewig Gestrigen - wenn es ein Leben ohne Steuern gäbe, und das ist absolut machbar, dann würde die Möglichkeit des Profits, in der Konfusion durch Überproduktion von Kommunikationsmüll, und der damit verbundene Stand in der ignoranten wie arroganten Hierarchie von materialistischer "Absicherung", nicht mehr fortbestehen!?
Deshalb wird die "Zivilisation" auch in Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche gebildet / funktionalisiert.
"Für die Ergreifung von Steuerhinterziehern wird eine Belohnung von 2.5 Mio Euro bezahlt". Belohnung gibt es auch bei der Aufklärung anderer Straftaten. Wer sich aufregt dass die Info illegal (Schweizer Gesetze) gewonnen wurde verkennt, dass die Gelder illegal (Deutsche Gesetze) in die Schweiz geschafft wurden. In der Schweiz regt sich aber über die Gesetzesbruch in Deutschland keiner auf.
Die Debatte um die Grenzen Deutschlands erinnern an historische Debatten um nationale Souveränität – und zeigt: Grenzen sind soziale Konstrukte.
Kommentar Steuerbetrug: Deutschland rettet die Schweiz
Der deutsche Datenkauf dient dem langfristigen Interesse der Schweiz und ihrem Ansehen als Finanzplatz.
Schweizer Politiker der bürgerlichen Mitteparteien und der rechtspopulistischen SVP haben die Absicht der Bundesregierung, Daten von 1.500 deutschen Steuerbetrügern mit Konten auf eidgenössischen Banken zu kaufen, als "rechtswidriges Geschäft mit Kriminellen" beschimpft. Manchen galt es gar als "Kriegserklärung an die Schweiz".
Tatsächlich aber dient der Datenkauf dem langfristigen Interesse der Schweiz und ihrem Ansehen als Finanzplatz. Das zeigt das Beispiel Liechtenstein. Der Datenkauf wird dazu beitragen, dass die Schweiz ihre kriminelle Rolle als zweitübelste Steuer- und Schattenfinanzoase dieser Welt endlich aufgibt. Leider, das hat die Erfahrung der letzten Jahrzehnte gezeigt, ist dazu Druck von außen unerlässlich.
Schweizer Sozialdemokraten, Grüne und NGOs wie die "Erklärung von Bern" kritisieren das Bankgeheimnis und die kriminellen Praktiken der Schweizer Banken bei der Beschaffung ausländischer Steuerfluchtgelder schon sehr viel länger und schärfer, als der in der Schweiz wegen seiner forschen Rhetorik besonders verfemte deutsche Ex-Bundesfinanzminister Steinbrück das jemals getan hat. Doch die innenpolitischen Kritiker konnten sich nicht durchsetzen. Weshalb Grüne und Sozialdemokraten im aktuellen Streit mit Berlin bislang auch schwiegen aus Angst, als Landesverräter denunziert zu werden. Doch diese Angst scheint allmählich überwunden zu werden. Das zeigt der gestrige Vorstoß des grünen Parlamentariers Daniel Vischer, auch für Schweizer die Unterscheidung aufzuheben zwischen Steuerbetrug und bislang strafloser Steuerhinterziehung.
Auch das ist im besten Interesse der Schweiz, deren Gemeinwesen durch Steuerhinterziehung bislang jährlich mindestens zehn Milliarden Franken entzogen werden.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Andreas Zumach
Autor
Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.