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ZDF-Schwarzwald-KrimiBühnennebel des Grauens

Ein buntes Potpourri aus Versatzstücken des Mystery- und Horrorfilms - am Ende aber doch nur ein mäßiger TV-Krimi: "Die Toten vom Schwarzwald", 20.15 Uhr, ZDF

Nadja Uhl allein im Antichrist-Ambiente. Bild: zdf

Man muss sich das einmal vorstellen: Die beiden erfahrenen Fernsehautoren Johannes W. Betz und Martin Pristl - aus deren Feder etwa mehrere "Tatorte" stammen, ihr besonderes Faible gilt dem Krimi-Genre - sitzen zusammen im Kino und gucken Lars von Triers "Antichrist".

Der Film geht unter die Haut und bezieht einen nicht unerheblichen Teil seines unheimlichen Gänsehautpotenzials aus dem Ort der Handlung, dem deutschen Wald - tiefer, dunkler und bedrohlicher als jeder andere Wald dieser Welt. Da haben sie sich also gedacht: Was der Däne kann, können wir schon lange! Und weiter haben sie gedacht, weil sie ihr Land besser kennen als jener Zugereiste: Wir wissen, wo der deutsche Wald noch viel tiefer, dunkler und bedrohlicher ist als im schnöden NRW - da hat von Trier gedreht -, wir gehen, nomen est omen, in den Schwarzwald. Und schon war die Idee für den heutigen "Fernsehfilm der Woche" geboren. Dessen Vorspann weist pflichtschuldig darauf hin: "nach einer Idee von Johannes W. Betz und Martin Pristl".

Das ist natürlich reine Spekulation, so könnte es gewesen sein, vielleicht war es auch ganz anders. Vielleicht haben sie sich zusammen Jessica Hausners "Hotel" angeguckt, vielleicht hatten sie die Idee bei einer TV-Wiederholung von "The Blair Witch Project", oder sie haben sich in einem Anflug von Nostalgie an David Lynchs schöne Fernsehserie "Twin Peaks" erinnert - allesamt gleichermaßen schaurige und waldige Programme.

Wie auch immer, das eigentliche Drehbuch und die Regie hat dann sowieso der noch viel erfahrenere Fernsehmann Thorsten Näter übernommen, auch sein besonderes Faible gilt dem Krimigenre. Am Sonntag erst lief ein Bremen-"Tatort" von ihm: "Königskinder". So kommt es, dass der gewogene ZDF-Zuschauer - bekanntlich nicht mehr ganz jung und außerdem ein Gewohnheitstier - heute einmal zur Primetime überrascht werden und ihn das Gruseln gelehrt werden soll.

Dazu montiert Näter einige wohl bekannte Versatzstücke des Horror- und Mysteryfilms zu einem eklektischen Potpourri: Da ist der dank viel Bühnennebel (des Grauens) und Tierlauten aus dem Off besonders tief, dunkel und bedrohlich wirkende Wald; da sind die vielen Tierknochen und das eine Menschenskelett; da sind die fremdelnden, sich in breitem badischen Dialekt artikulierenden Dörfler, ein dunkles Geheimnis hütend; da sind die wunderliche Alte ("Alle haben immer gesagt, dass sie eine Hexe ist!"), der örtliche Westentaschentycoon ("Glashütte Beierle") und die beiden ihm willfährigen ebenso grenzdebilen wie brutalen Hillbillybrüder; und da sind - als Identifikationsfiguren - Heino Ferch und Nadja Uhl, beide hochdeutsch sprechend.

Im Film heißen sie Matthias Auerbach und Inka Frank und begeben sich gemeinsam auf die Suche nach Auerbachs spurlos im dunklen deutschen Wald verschwundener Frau, eigentlich Exfrau - das lässt den beiden ein bisschen mehr zwischenmenschlichen Spielraum. Den brauchen sie auch, zeigen die Dörfler ihnen doch die kalte Schulter: "Wenn Sie klug sind, verschwinden Sie von hier!" Was haben die nur alle? Nun: "Es ging die Sage, der Teufel habe einen Pakt mit den Holltalern geschlossen, sie zu beschützen. Als Gegenleistung wollte er die überzähligen Kinder. Die Holltaler haben also dem Teufel versprochen, von allen Zwillingen ihm den zweitgeborenen zu überlassen."

Und wer unter den ZDF-Zuschauern es nicht glauben will - so eine Spukgeschichte im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen, das geht doch nicht -, der soll am Ende recht behalten. Nicht etwa, weil irgendwann die ironische Brechung käme. Nein, weil nun einmal das besondere Faible von Näter und seinen Ideengebern dem Krimi-Genre - und nicht dem Mystery-Thriller oder gar Horrorfilm - gilt, muss kurz vor Schluss doch noch eine ganz diesseitig-rationale Auflösung serviert werden. Kein Hokuspokus, alles nur kriminelle Energie. Ein bisschen schade ist das schon.

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2 Kommentare

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  • B
    Badenlady

    Hier wurden doch sämtliche Klischees bedient. Nun weiß jeder Nicht-Badner wie es wirklich im Schwarzwald zugeht: Alle Dorfbewohner sitzen scheinbar Montag bis Sonntag zusammen in der einzigen Gaststätte, arbeiten entweder in einer Glasbläserei oder den geringen örtlichen Einkaufsmöglichkeiten. Das Wort des Bürgermeisters, der zeitgleich der Besitzer der Glasbläserei ist, sind für die Ortspolizei und Dorfbewohner Gesetz. Der Zuschauer wunderte sich angesichts des großen herrschenden Aberglaubens dass technische Neuerungen wie Elektrizität, Autos und fließend Wasser schon in dem besagten Ort überhaupt vorhanden waren. Der Film war für mich ungewollt komisch, einzig der Dialekt war zum Teil authentisch. Hätte ich gewußt, was den Zuschauer da erwartet, hätte ich die Glotze lieber ausgelassen.

  • AH
    aati ho che min

    isch hoab des gestern gesehen, vergess nma antichrist,

    des is ne andere nummer, viel dichter und tiefer,

    hey des war fern sehen, also soft, jedoch fand ich die wendungen bis zum schluss

    ganz gelungen, ebenso die besetzung, also were's the prob?...nich immer gleich mit den ganz grossen a la trier vergleichen und mal referenzlos zuschauen..