Erneuerbare Energien: Atomkraft oder Sonne
Ein schlechtes Windjahr hat der Branche die Bilanz des vergangenen Jahres verdorben. Bei der Wärmeerzeugung konnten die Erneuerbaren aber zulegen.
Als "durchwachsen" könnte man die Bilanz beschreiben, die der Bundesverband Erneuerbare Energie BEE am Donnerstag in Berlin vorstellte. "Im Jahr 2009 kam mehr als jede zehnte in Deutschland verbrauchte Kilowattstunde Energie aus regenerativen Quellen", erläuterte der Geschäftsführer des Verbandes, Björn Klusmann.
Damit verbesserte sich der Marktanteil der erneuerbaren Energien zwar um über 1 Prozent, im Strombereich allerdings fiel das Wachstum moderater aus als in den Vorjahren, und im Kraftstoffverbrauch brach der Anteil regelrecht ein. Zu der guten Bilanz trug deshalb maßgeblich der Wärmebereich bei.
Die Zahlen im Einzelnen: 93,3 Terawattstunden oder 16,1 Prozent des deutschen Stromverbrauchs wurden nach BEE-Erhebungen 2009 aus regenerativen Rohstoffen gewonnen. Mit insgesamt 38 Terrawattstunden lieferte dazu wiederum die Windenergie den größten Beitrag, allerdings war dies ein Minus von 2,6 Terrawattstunden gegenüber dem Jahr 2008. "Das vergangene Jahr war ein überdurchschnittlich schlechtes Windjahr", erläutert Klusmann, beteuert aber, dass sich die Windenergie weiterhin auf dem prognostizierten Ausbaupfad befindet. Der BEE-Chef: "Trotz Wirtschaftskrise wurden 2009 insgesamt 1.900 Megawatt Windleistung neu installiert, wir liegen also im Plan."
Derzeit ist in Deutschland eine Leistung von knapp 26.000 Megawatt installiert. Die schwächelnde Windstromerzeugung wurde durch starke Zuwächse bei der Biomasse und der Fotovoltaik kompensiert: Mittlerweile 30 Terrawattstunden Strom werden jährlich in Deutschland aus biogenen Abfällen, der Verstromung agrarischer Produkte wie Biogas oder Holz gewonnen. Die Sonnenstromproduktion verdoppelte sich im Vergleich zu 2007 auf 6,2 Terrawattstunden. Die Wasserkraft sank 2009 ebenfalls leicht auf 19 Terrawattstunden.
Richtig gut lief es 2009 für Wärme, die aus erneuerbaren Energien produziert wurde. Während die regenerativen dort zuletzt den konventionellen Marktanteil im Bereich von 0,4 bis 0,5 Prozent pro Jahr abjagen konnten, stieg der Anteil 2009 um satte 1,7 auf jetzt 9,6 Prozent.
"40 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen stammen aus dem Wärmebereich", erläutert Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpen. Deshalb müsse man bei der Wärmeversorgung ansetzen: "Es gibt in Deutschland 18 Millionen Wärmekessel. Aber nur 12 Prozent von ihnen sind auf dem aktuellen Stand der Technik." Wolle Deutschland sein Klimaziel erreichen, sei dringend ein höheres Modernisierungstempo gefordert.
Eingebrochen sind die Erneuerbaren dagegen im Kraftstoffverbrauch. Lag deren Anteil 2007 noch bei 7,1 Prozent Marktanteil, so fiel er 2009 auf 5,4 Prozent zurück. Schuld sei die Umsteuerung von einer Steuerbefreiung auf ein Quotenmodell, das die schwarz-rote Vorgängerregierung zu verantworten habe. "Eine völlig falsche Politik hat hier einen ganzen Mittelstand in den Ruin getrieben", sagt BEE-Chef Klusmann und forderte dringende Korrekturen.
Ein Potenzialatlas, den die Agentur für Erneuerbare Energien kürzlich vorgelegt hat, hatte eine Branchenuntersuchung bestätigt, nach der die Erneuerbaren bis 2020 insgesamt 47 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland decken könnten. Dieses Ziel sei von der Branche trotz des moderaten Wachstums im vergangenen Jahr noch zu erreichen, sagte Verbandsgeschäftsführer Klusmann. "Das zeigt sich an den Investitionsprognosen." Ob diese Gelder allerdings fließen, hänge maßgeblich von der Politik ab.
"Wir haben immer gesagt: Der Atomausstieg und der Ausbau der erneuerbaren Energien sind zwei Seiten ein und derselben Medaille", so der BEE-Chef. Wer die Laufzeiten verlängere, wolle nicht, dass die erneuerbaren ausgebaut werden. "Im Stromnetz ist nicht für beides Platz. Deshalb lautet das Motto: Entweder die oder wir".
Leser*innenkommentare
E.U.Mueller
Gast
@Grundlastmär
"viel zu hohe Grundlastversorgung der Großkraftwerke"?
Die Grundlastversorgung richtet sich doch wohl nach dem
Grundlastbedarf, also Strom der 24h täglich, 365 Tage im
Jahr verfügbar sein muss.
Energiespeicheranlagen? Die einzige wirtschaftliche Möglichkeit
Strom zu speichern, sind nach wie vor Pumpspeicheranlagen -
schlagen Sie mal neue Standorte vor. Alternativ in Zukunft
die Wasserstofftechnologie mit einem Gesamtwirkungsgrad
von ca. 0,2.
Jetzt verstanden?
Bürger G.
Gast
@Grundlastmär: Man erkennt auch bei dir das tal der Ahnungslosigkeit: Grundlast ist und bleibt grundlast und wird benötigt. Ja, es werden Speichermöglichkeiten gebraucht und zwar dringend, aber in 10 Jahren für 30.000 MW? vielleicht sind wir in 30 Jahren so weit....
im Übrigen: zur Propaganda, dass die Atomkraft die EE behindert: Diese Aussagen sind falsch. Technisch kann jedes Großkraftwerk in seiner Leistung geregelt werden. Auch ein Kernkraftwerk.In welchem Maße die ins Netz eingespeiste elektrische Leistung eines Kraftwerkes reguliert werden kann, bestimmt der sogenannte Laständerungsgradient. Er veranschaulicht, um wie viel Prozent die Kraftwerksleistung in einer bestimmten Zeiteinheit erhöht oder gedrosselt werden kann. Ein Kernkraftwerk beispielsweise kann in seiner Leistung pro Minute im Bereich von +/- 5 bis 10% gefahren werden. Auf das Kernkraftwerk Biblis A bezogen wären dies beispielsweise bis zu 120 Megawatt pro Minute.
Für Kernkraftwerke ergibt sich so ein regelbarer Leistungsbereich von 45% bis 100% der Gesamtleistung.
Übrigens: Kernkraftwerke können technisch sogar schneller als Kohle- oder Gas(GuD)kraftwerke gefahren werden!!!
Grundlastmär
Gast
@ E.U. Müller:
Es ist in der Tat wohl schwer zu verstehen.
Das Problem liegt doch gerade in der viel zu hohen Grundlastversorgung der Großkraftwerke, insbesondere von Atommeilern, die sich nicht drosseln und nicht einfach mal kurz abschalten lassen!
Dieses Problem hat sich natürlich durch den rasanten Ausbau der regenerativen Stromerzeugung extrem verschärft.
Nun ist es so: In der Nacht, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht, müssen Solaranlagen und Windkraftanlagen abgeschaltet werden, weil viel zu viel Strom aus Kernkraftwerken ins Netz eingespeist wird.
Wir brauchen statt Kernkraftwerken Energiespeicheranlagen!
Jetzt verstanden?
E.U.Mueller
Gast
Ist das denn so schwer zu verstehen?
Braunkohle und Kernkraft decken etwa je zur Hälfte 95% des
Grundlastbedarfs, also Strom der kontinuierlich jederzeit verfügbar
ist. Windkraft kann das nicht ersetzen. Man vergleicht Äpfel mit
Birnen.
davidly
Gast
Der BEE-Chef hat recht. Sei diese durch Junk Science gelobte neue Atomkrafttechnologien so kräftig und sauber wie behauptet, dann braucht man überhaupt kein Sonne mehr. Wer leitet jene Diskussion? Mr Burns?
Die Investitionen an die Erneuerbarem wird durch die Atomkraft nicht gedeckt, sondern bedeckt.
Heinz
Gast
Die Atomenergie muss solange genutzt werden bis sie komplett ersetzt werden kann, da gibt es kein wenn und aber.
Strom ist nicht gelb und kommt auch nicht aus der Steckdose, bevor wir keine bessere Lösung finden die nicht Milliarden mehr verschlingt müssen wir die Atomkraft akzeptieren.