nicht verpassen!
: Keine Angst mehr

„Unsere 50er-Jahre – Wie wir wurden, was wir sind“, 21.45 Uhr, ARD.

Manchmal verschwinden Menschen einfach und kommen nicht mehr wieder. Niemand weiß, wo sie sind, ob sie überhaupt noch leben, und das Warten macht einen verrückt. Dirk Kuhl, geboren 1940, hat nach dem Krieg 13 Jahre auf seinen Vater gewartet, bis er die Nachricht bekam, dass er von der britischen Militärregierung als Kriegsverbrecher hingerichtet wurde. Rose Brock, ebenfalls 1940 geboren, sah ihren Vater zur Arbeit gehen und dann nicht wieder. Jahre hat die Familie nach ihm gesucht, bis die Gewissheit da war: Ihr Vater, Befürworter der Wiedervereinigung, sitzt der Spionage angeklagt im Zuchthaus Bautzen. Peter Süss, Jahrgang 1935, erinnert sich kaum noch an seinen leiblichen Vater, der Jahre lang in russischer Kriegsgefangenschaft war, dann zurückkehrte und feststellen musste, dass seine Frau einen anderen geheiratet hatte.

Viele Kinder sind nach dem Krieg ohne Vater aufgewachsen. Die erste Folge der ARD-Dokureihe schildert anhand von Einzelschicksalen, wie unterschiedlich die Kinder von damals damit umgegangen sind und wie sich die Erwachsenen von heute daran erinnern. Das ist interessant, bewegend und manchmal sogar heiter, weil viele diese Zeit trotz der ärmlichen Verhältnisse als unbeschwert empfanden. „Wir hatten keine Angst mehr um unser Leben – das war eine große Befreiung“, sagt Süss. Und: „Nach Hause kam ich bloß mittags und abends, ansonsten war ich in der Schule oder habe draußen gespielt.“ Draußen, in den Ruinen. Aber egal. „Es war paradiesisch.“ Die ARD zeigt sechs Folgen, bis Anfang Dezember immer montags und mittwochs. PEER SCHADER