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Hm, denkt doch an Scharping und seine Pool-Fotos und den Vorwurf der politischen Instinktlosigkeit. Oder das Schill-Koks-Video. Manchmal sagen Bilder eben mehr als Worte. Ich finde die ganze Diskussion ziemlich verlogen. Es wird ja gerade so getan, als wären die Politiker zu Unrecht unter Beobachtung, obwohl wir es aus der Vergangenheit doch alle besser wissen.
Ein guter Gesellschafts-Redakteur hat vielleicht einen besonderen Instinkt für die dramatischen Fallstricke, denen sich eine Person des öffentlichen Lebens ausgesetzt sieht - und ahnt dann auch, was in Zukunft so in der fast filmisch zu nennenden Entwicklung der Person anstehen könnte.
Wäre es nicht toll, es gäbe Beweisfotos, die zeigen, wie Politiker ihre Schwarzgelder in Koffern überreicht bekommen? Das würde doch so manchen Parteiausschuss ersparen und direkte Rückfragen ermöglichen. Und mir wäre, ehrlich gesagt, ziemlich egal, woher das Bild stammt und unter welchen Bedingungen es aufgenommen worden ist. Ist doch medienkritisch interessant, wenn die Methoden, mit denen Paparazzis sonst Kate Moss ablichten, plötzlich zu einer Beschreibung der politischen Realität führten. Da ist vielleicht noch ein ganzer Markt zu entdecken.
Oder wäre ein Bild von Westerwelle, dem gerade ein Umschlag von seinen Hotel-Lobbyisten zugesteckt wird, nicht ein prima Zündstoff in der von ihm forcierten Hartz-IV-Debatte?
Wenn es bessere Fotos gäbe, liesse sich noch einiges aufdecken, anstossen, bewegen und beweisen in dieser Republik. Also lasst die Journalisten mal ihren dreckigen Job machen und recherchieren. Die Einlassung von Patricia Riekel auf Renate Künast war doch einwandfrei.
Was alle ärgert, ist doch nur, dass nun gerade das geächtete Boulevard sich weiter aus dem Fenster hängt als die Leute, die sich das mit vermeintlich seriösem Scheckbuch- Journalismus eigentlich auf die Fahnen geschrieben haben.
... Und Bilanzfälscher berufen sich darauf, dass Wirtschaftsprüfer "alles ordentlich testiert" haben.
Sorry reblek,
aber in diesem Sumpf wird gewühlt, weil Bunte-LeserInnen genau so etwas interessiert. Ein bisschen Thrill für Anspruchslose im Frisierstuhl oder Wartezimmer.
Sorry, aber wie bescheuert muss mensch sein, um sich von der "Ausspähung des Liebeslebens" von Müntefering und Lafontaine etwas Interessantes zu versprechen? So eine schwachsinnige Vermutung kann doch nur auf dem Mist von Leuten entstehen, die für die Gosse arbeiten, die leider immer noch "Boulevard" genannt wird.
Es ist ein Irrglaube, mit Härte in der Asylpolitik die AfD schwächen zu können. Stattdessen gilt es, veränderte Strategien voranzutreiben.
Kommentar Boulevardjournalismus: Verantwortung outgesourct
Die Recherchemethoden der "Bunte" könnten aus einem mäßigen Detektivroman stammen. Auch das Sich-aus-der-Verantwortung-stehlen-wollen der Zeitschrift ist ein Skandal.
Hoch gepokert wird derzeit auf dem deutschen Boulevard, genauer gesagt in seiner vermeintlich etwas edleren Variante, dem People-Journalismus. Dessen Renommier-Blatt Bunte soll laut Stern das Liebesleben von Politpromis wie Oskar Lafontaine und Franz Müntefering mit Methoden ausgeleuchtet haben, die von der präparierten Fußmatte bis zum Einschleusungsversuch via Praktikum aus einem mäßigen Detektivroman stammen könnten.
Bunte ist sich keiner Schuld bewusst - denn es waren ja keine Bunte-Journalisten, die so handelten. Die Verantwortung ist längst bequem outgesourct und wird weiter geschoben: an die Agentur CMK, die mal als Unternehmen für journalistische Recherche, mal als Detektei auftritt. Neben den unlauteren Spähmethoden ist dieses Sich-aus-der-Verantwortung-Stehlen der eigentliche Skandal.
Und was macht das gescholtene Unternehmen? Auch hier wird munter weiter gepokert und die Verantwortung in schönster Unschuld weitergereicht. Nicht feste CMK-Angestellte hätten im Bunte-Auftrag gehandelt, sondern freie Mitarbeiter. Von deren widerrechtlichen Arbeitsmethoden distanzierte sich CMK gestern ausdrücklich: Die "äußerst fragwürdigen Recherchemethoden" seien von "zwei ehemaligen freischaffenden Leuten offensichtlich selber durchgeführt" worden. Es ist ja auch so einfach: Dass Auftraggeber gar nicht wissen wollen, wer da wie für sie arbeitet, ist heute leider Standard. Das Ergebnis zählt: Verantwortung stört in der Leistungsgesellschaft nur.
Seit den Bespitzelungsaktionen gegen Kritiker und Journalisten bei der Deutschen Bahn AG oder der Telekom, von denen die Auftraggeber auch nichts wussten und über deren Methoden sie anschließend ähnlich schockiert waren, sollte das aber doch hinlänglich bekannt sein.
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Kommentar von
Steffen Grimberg