Ludwigshafener "Tatort": Rennfahrer-Krimi ohne Rasanz

Der aktuelle Ludwigshafener "Tatort" lockt mit Frauen in röhrenden PS-Cockpits - und enttäuscht (Sonntag 20.15 Uhr, ARD).

Rennstall-Hoffnung Martin Berger (Enno Hesse). Bild: SWR/Jacqueline Krause-Burberg

BERLIN taz | Rennfahrerfilme sind ja ein Genre, in dem weibliche Charaktere in der Regel keine besonders starken Auftritte haben. Höchstens mal beim Boxenstopp dürfen sie sich hübsch gemacht ins Bild schieben. So gesehen muss man dem aktuellen „Tatort“ aus Ludwigshafen zu Gute halten, dass er den Frauen rätselhafte, rasante und auch ein paar resolut hemdsärmelige Momente verschafft. Die Männer indes sind hier eher Zauderer, die zwischen dem starken anderen Geschlecht eine nicht immer gute Figur machen.

Da ist zum Beispiel Konrad Hanke (Andreas Patton), einst Chefingenieur bei einem Rennstall, der hilflos zwischen gleich drei weiblichen Persönlichkeiten gefangen scheint: Seine ehrgeizige Rennfahrerehefrau kam vor einem Jahr bei einem Unfall ums Leben. Wie sich im Laufe der Handlung herausstellte, hatte Hanke ein Verhältnis mit der Teamkollegin der Gattin, und wie sich noch ein paar Verwicklungen später herausstellt, hatte er auch zur Schwester der Toten, einer Werftbesitzerin, ein mehr als familiäres Verhältnis.

Drei Frauen als, wenn auch nicht alle mehr am Leben, machen dem Ingenieur zu schaffen. Der offiziell noch nicht ganz geklärte Rennunfall sowieso. Und was macht die Flasche? Greift sich einen Liter Schnaps, schippert mit dem Schlauchboot den Rhein hoch und nimmt sich das Leben. Jedenfalls sieht alles danach aus. Dann stirbt auch noch die zweite Rennfahrerin.

Doch trotz Frauen in röhrenden PS-Cockpits und Managementetagen entwickelt der Krimi um Deutschlands dienstälteste Fernsehermittlerin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) keine rechte Rasanz. Die privaten Verstrickungen bleiben ebenso wenig nachzuvollziehen wie die technischen Verwicklungen – hat der tote Chefingenieur geheime Daten an einen anderen Rennstahl gegeben? Schade, all die starken Frauen geraten in diesem Täterrätsel aus der vermeintlichen Männerwelt des Motorsports so schnell wieder in den Hintergrund wie sie daraus hervorgetreten sind.

So tuckert „Tod auf dem Rhein“ (Buch: Horst Freund, Regie: Patrick Winzcewski) von Verdachtsmoment zu Verdachtsmoment, bis nur noch zwei Männer als Täter in Frage kommen: der ewig flennende Sohn des toten Ingenieurs sowie ein ewig aufgeregter Nachwuchsrennfahrer. Blöd gelaufen für diesen ambitionierten „Tatort“: Wo es eigentlich um Profibräute geht, gehört die Aufmerksamkeit am Ende zwei Milchbubis.

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