„Stahlhelm und Hassmaske“

Fotoausstellung zu Hausbesetzungen im Jahr 1987

■ 35, ist Schildermaler, Künstler sowie Mediendesigner und hat 2007 die Kupferdiebe Galerie im Gängeviertel gegründet.

taz: Herr Rathert, wieso haben Sie die Ausstellung „Autonome Häusergruppen der achtziger Jahre“ ins Gängeviertel geholt?

Sebastian Rathert: Diese Fotos von der Häuserbesetzung in Hamburg speziell im Gängeviertel auszustellen, ist für uns toll: Das war Besetzung 1.0 und wir haben ja Besetzung 2.0 gemacht.

Sie sehen sich als Nachfolger der damaligen Besetzer?

Klar! In dieser Ausstellung sieht man, wie man früher besetzt hat und zum Erfolg gekommen ist. Aber das war natürlich viel militanter, als wir das im Gängeviertel jemals gemacht hätten.

Die Hafenstraßenbesetzer hatten aber keine Unterstützung von der Stadt, wie das bei Ihnen der Fall ist.

Naja, der Unterschied ist, dass sie sich damals mit Stahlhelm und Hassmaske bewaffnet haben und wir die Leute heute mit Kunst entwaffnen. Aber das Gängeviertel ist nur so geworden, weil uns die Besetzer von 1987 den Weg bereitet haben.

Geht es in der Ausstellung nur um die Hafenstraße?

Es geht um die ganze Szene, und der Fotograf Kai Peters zeigt sowohl die Seite der Besetzer als auch die der Zuschauer. Er hat aus Funkwagen raus oder von einem besetzten Haus runter fotografiert. Und so sind auch Bilder von Gebäuden entstanden, die nicht mehr existent sind.

Zum Beispiel?

Wo heute der Park Fiction ist, standen vorher wunderschöne Häuser, die die Besetzer nicht retten konnten. Und es gibt schöne Vorher-Nachher-Bilder: Das eine zeigt Bullenwannen vor einem Gebäude und auf dem anderen ist nur noch eine Baulücke geblieben. Es ist ein guter Misch aus dem Jahr 1987 – von ausgebrannten Autos bis zu spielenden Kindern.  INTERVIEW: ILK

Vernissage Fotoausstellung „1987“ von Kai Peters: 20 Uhr, Kupferdiebe Galerie, Caffamacherreihe 49