Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Nach einem kraftvollen Streik hätte der Senat ein deutlich besseres Angebot auf den Tisch legen müssen? Auf welcher Insel der Glückseligen leben Sie? Bitte Herr Heiser, schauen Sie ins Archiv, und lesen Sie nach, wie frustriert die BVGler noch vor gar nicht langer Zeit ob des mageren Ergebnisses nach wochenlangen Arbeitskampf waren. Insofern war es den Verantwortlichen von Ver.di klar, dass nicht mehr zu holen war.
Aber abgesehen davon: Es wäre Ver.di gar nicht möglich gewesen, ein realistische Drohkulisse aufzubauen, weil Ver.di zu groß, zu schwerfällig ist, vor allem aber derzeit unfähig eine erfolgreiche Arbeitskampftaktik zu entwickeln. Dies haben die sehr misslungenen Streikversuche der letzten Jahre gezeigt.
Es gibt kleine Gewerkschaften (Marburger Bund, GdL), die es mit geschickten Nadelstichen geschafft haben, bessere Resultate zu erzielen.
Den Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes bleibt angesichts dieser real existierenden Wirklichkeit gar nichts anderes übrig, als die Kröten zu schlucken, die ihr angeboten wurden.
Die FDP fordert in einem neuen Fraktionspapier nur noch „Bett, Seife, Brot“ für ausreisepflichtige Geflüchtete. Die SPD zeigt sich genervt.
Komentar zu Tarifkompromiss: Folge einer Spaltung
Den faulen Kompromiss mit dem Senat hat die Verdi-Basis akzeptiert. Beschäftigte verzichten bis 2017 auf einen Teil des Lohns, weil es dem Senat gelungen ist, die Gewerkschaften zu spalten.
Die Ver.di-Basis hat den faulen Kompromiss mit dem Senat akzeptiert. Jetzt werden die Beschäftigen noch bis zum Jahr 2017 auf einen Teil ihres Lohns verzichten - viel länger als zu Beginn des Solidarpakts im Jahr 2003 angekündigt. Die Kindergärtner und Kindergärtnerinnen in Berlin werden sogar auf Dauer deutlich weniger Geld verdienen als die im Rest der Republik.
Dieses schlechte Ergebnis ist auch zustande gekommen, weil der Senat es geschafft hat, die Gewerkschaften zu spalten: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft war deutlich kompromissbereiter als Ver.di, genauso die Gewerkschaft der Polizei und die IG BAU - mit so einer lahmen Truppe kann man keine glaubwürdige Drohkulisse aufbauen.
Außerdem fielen die Verhandlungen genau in die nächste große Haushaltskrise: Während das Land vor kurzem noch Überschüsse machte, ist der Haushalt jetzt dank der Wirtschaftskrise wieder tief in den roten Zahlen. Die Ver.di-Basis ging offenbar davon aus, dass ihr angesichts dessen nichts anderes übrig blieb, als in den sauren Apfel zu beißen.
Das Abstimmungsergebnis ist aber zugleich auch ein Misstrauensvotum gegenüber der Verhandlungskommission: Mehr als 40 Prozent der Mitglieder wollten dem Ergebnis nicht zustimmen. Das ist sehr ungewöhnlich - normalerweise liegt die Quote der Unzufriedenen deutlich niedriger. Und es zeigt: Vielleicht hätte es sich für die Ver.di-Verhandler ja doch gelohnt, stärker auf Konfrontationskurs zu gehen. Viele Mitglieder sind offenbar zum Konflikt bereit - und nach einem kraftvollen Streik im öffentlichen Dienst hätte der Senat ein deutlich besseres Angebot auf den Tisch legen müssen.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Sebastian Heiser
Autor
mehr von
Sebastian Heiser