Eigentumsverhältnisse: Künstler könnten übernehmen
Bei der Diskussion über die Zukunft des Gängeviertels brodelt die Gerüchteküche: Geht das Viertel an den Investor Frank Otto? Oder an die Künstler selbst?
Bei der Diskussion über die Zukunft des von Künstlern besetzten Gängeviertels brodelt die Gerüchteküche. "Stadt macht Besetzer zu Besitzern!", meldete gestern die Bild-Zeitung. Das sei "Teil des neuen städtebaulichen Konzepts".
Gegenüber der taz dementierten die Künstler den Bild-Bericht - halb. "Davon wissen wir nichts", sagt Marion Walter, eine der Sprecherinnen im Gängeviertel. Die Künstler hätten "wenig Interesse, Eigentum zu bilden" und würden eine Lösung favorisieren, bei der das Viertel im Besitz der Stadt bleibe. Die hatte die historischen Häuser in der City vom niederländischen Investor Hanzevast zurückgekauft - für 2,8 Millionen Euro plus einer geheimen Summe, die Hanzevast schon überwiesen hatte und nun zurück bekam.
Die Frage sei, sagt Walter: "Traut sich die Stadt, mit den Künstlern ein Modellprojekt auf den Weg zu bringen?" Danach sehe es derzeit nicht aus, und so sei man auch im Gespräch mit Banken. Das bereits, wie von Bild berichtet, "eine namhafte Bank gefunden" sei, könne sie nicht bestätigen, man unterhalte sich aber "mit ganz vielen Menschen und Institutionen".
Enno Isermann, Sprecher der federführenden Stadtentwicklungsbehörde, verweist auf die "laufenden Verhandlungen", wegen derer er nichts sagen könne. Aus gut unterrichteten Kreisen im Hamburger Senat hieß es aber, die Bild-Zeitung sei mit ihrem Bericht "nahe dran".
Nicht bestätigt hat sich dagegen ein Bericht im Hamburger Abendblatt, wonach die städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga das Gängeviertel übernehmen solle. Bei einer Saga-Pressekonferenz hieß es dazu gestern, dass die Wohnungsbaugesellschaft lediglich für die Stadt ein Gutachten über das Gängeviertel verfasst habe, an eine Übernahme sei nicht gedacht.
Bestätigt hat sich dagegen das Gerücht, dass Frank Otto, der zweitälteste Sohn des Otto-Versand-Gründers Werner Otto, seinen Einstieg als Investor angeboten hat. Laut Abendblatt sagte Otto, er habe sich "als Galionsfigur zur Verfügung gestellt", sein Konzept sei bei den Künstlern jedoch auf wenig Gegenliebe gestoßen. Er sei "weiter bereit", halte sich jedoch nun "im Hintergrund".
Der SPD-Stadtentwicklungsexperte Andy Grote hat den Senat davor gewarnt, "alte Fehler zu wiederholen". Der Name von Frank Otto sei "ein guter Name in Hamburg", ein "gemeinnütziges Engagement wäre von seiner Seite sicher willkommen". Es sei jedoch "absurd", wenn der Senat, kaum dass er das Gängeviertel von Hanzevast zurückgekauft habe, gleich wieder auf einen Investor setzen würde.
Die Künstler im Gängeviertel sehen das ähnlich. Die Initiative sei mit der Besetzung "gegen eine Investoren-Lösung" angetreten, sagt Sprecherin Walter. "Mehr haben wir dazu nicht zu sagen."
Dass die historischen Häuser des Gängeviertels in keinem guten Zustand sind, ist bekannt. Im Winter bauten die Künstler auf eigene Rechnung Öfen ein, aber auch an der Bausubstanz ist lange nichts gemacht worden. Eine Investorenlösung wäre für die Stadt Hamburg am kostengünstigsten - doch beim Gängeviertel hat sich der Senat dafür entschieden, das so genannte "Höchstgebotsverfahren" zu kippen. Zum Zuge soll das "beste Konzept" kommen.
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