Rassistenchef Terreblanche beigesetzt: Weiß gegen Schwarz in Südafrika
Auf der Trauerfeier für den ermordeten Chef des Apartheid-Nostalgikerverbandes AWB, Eugene Terreblanche, machen radikale Weiße mobil. Der ANC reagiert ratlos.
BERLIN taz | Die Trauerfeier für Südafrikas ermordeten Rechtsextremistenführer Eugene Terreblanche ist gestern zu einer Demonstration der Stärke von Südafrikas weißen Rassisten geworden. Tausende Buren, teils in Khakiuniformen und mit der an das Hakenkreuz erinnernden Flagge von Terreblanches "Afrikaner-Widerstandsbewegung" (AWB), drängten sich vor der überfüllten Kirche in Terreblanches Heimatstadt Ventersdorp und sangen Apartheidlieder.
Ein starkes Sicherheitsaufgebot sollte mögliche Zusammenstöße verhindern. Südafrikas Gewerkschaftsdachverband Cosatu hatte für den Zeitpunkt der Trauerfeier im benachbarten Township Tshing eine "Massenversammlung" einberufen, um zu beraten, wie die schwarze Bevölkerung sich gegen befürchtete Übergriffe zur Wehr setzen sollte. Gegenüber Reportern in Tshing sagten schwarze Einwohner, Angst vor Gewalt hätten sie erst gegen Abend, wenn die Weißen sich betrunken hätten.
Aufseiten der Weißen sah man sich umgekehrt in einer Abwehrschlacht gegen die schwarze Mehrheit. Adriaan Groenewald, einer der Trauernden, erklärte gegenüber Journalisten: "Ich fühle mich bedroht. Wir alle. Überall um uns herum ist eine schwarze Menge, die nur wartet, dass wir etwas tun. Die Regierung ist schwarz, die Polizei ist schwarz, die Armee ist schwarz."
AWB-Generalsekretär Andre Visagie verlangte auf einer Pressekonferenz Verhandlungen mit der Regierung über einen eigenen Staat, denn Südafrikas Regierung sei nicht in der Lage, Sicherheit zu gewährleisten. Dies sollten auch die Besucher und Sportler bei der Fußballweltmeisterschaft bedenken: Sie sollten sich um ihre eigene Sicherheit sorgen, drohte er. "Wir wollen an erster Stelle Schutz für unsere Farmer. Über 3.000 Farmer sind in den letzten 14 Jahren von Schwarzen getötet worden. Wir haben genug. Wir wollen uns selbst regieren."
Die radikalen Weißen, politisch selbst in ihrer eigenen Gemeinschaft in der Minderheit, sind davon überzeugt, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bevor Südafrika unter Jacob Zuma den Weg des benachbarten Simbabwe geht, das den Großteil seiner weißen Minderheit enteignet und vertrieben hat. Zuma, der 2009 zum Präsidenten gewählt wurde, steht eher für schwarzes Selbstbewusstsein als für die Politik der Versöhnung von Schwarz und Weiß, die die ehemalige schwarze Befreiungsbewegung ANC (Afrikanischer Nationalkongress) seit ihrer Machtübernahme 1994 praktizierte. Zwar ist Zuma als Präsident versöhnlicher geworden, aber er schützt auch rassistische Elemente im ANC.
Führend dabei ist ANC-Jugendligachef Julius Malema, ein Verbündeter Zumas in der Partei, der gerne das alte ANC-Kampflied "Erschießt die Buren" singt. Am Mittwoch traf sich Zuma mit Malema und befahl ihm, mit dem Lied aufzuhören. Aber dafür musste der Jugendligaführer erst am Montag von einem Gericht der Volksverhetzung schuldig gesprochen werden. Noch im März hatte der ANC das umstrittene Lied mit dem Hinweis verteidigt, es gebe in Südafrika viele beleidigende Lieder.
Solche Äußerungen tragen dazu bei, dass sich auch Südafrikas weiße Rassisten wieder aus der Deckung trauen. Fast täglich wird ANC-Jugendführer Malema inzwischen auf AWB-Kundgebungen als "Affe" oder "ungebildeter Schweinesohn" bezeichnet. Und noch nie seit 1994 trumpfte der eigentlich längst totgesagte AWB so auf wie seit der Ermordung Terreblanches. Die Vorführung der beiden Tatverdächtigen vor den Haftrichter in Ventersdorp am Dienstag war wie eine Zeitreise zurück in die Apartheid: Hier drängelten sich weiße Zuschauer, dort schwarze, die Polizei musste zwischen den beiden Menschenmengen Stacheldraht ausrollen.
Südafrikas schwarzer Polizeichef Bheki Cele rief gestern in Ventersdorp zur Ruhe auf. Es habe letztes Jahr 18.000 Mordopfer in Südafrika geben, versuchte er zu beschwichtigen. "Ein Verbrechen ist ein Verbrechen, und wir sind alle Südafrikaner." Aber warum schweigt zum Beispiel Nelson Mandela, fragen die Zeitungen. Es sei Südafrikas schlimmste Woche seit Ende der Apartheid, meinte gestern in der Tageszeitung Sowetan der Kommentator Thabo Leshilo: "Der Traum einer Regenbogennation liegt in Trümmern."
Leser*innenkommentare
Clarence
Gast
dem menschenrecht zu folge, kann ein menschenleben nicht gegen 100 menschenleben auf- oder abgewertet werden, ein mord ist genauso schlimm wie der mord an 100 menschen, das kann ich verstehen, doch wie die frage die sich jeder stellen sollte ist wie es dazu kommen konnte
einen auslöser, der nach wie vor das zentrale problem für mich ist, ist die fehlende einsicht in der vergangenheit fehler begangen zu haben, seitens der weißen burenbevölkerung. anstatt reue zu zeigen und versöhnung zu fordern um die gemeinsame vergangenheit aufzuarbeiten, wird weiterhin radikal an apartheidsideologien festgehalten, und das wenn man in der minderheit ist. das man sich jetzt auf einmal in die opferrolle schiebt und versucht mitleid zu erregen ist da natürlich der einzige ausweg, der noch aussicht auf erfolg hat. aber mal ganz ehrlich, wer in einer regenbogennation mit unterschiedlichsten kulturen im 21. Jahrhundert noch mit nationalsozialistischen fähnchen propaganda betreibt (was sich nicht einmal die npd in deutschland traut), der brauch sich auch nicht wundern wenn er damit konflikte provoziert, die nach dem versuch schwarz und weiß friedlich zu versöhnen, genau zu dem entgegengesetzten ergebnis kommt, nämlich gewalt
Wütend
Gast
Der Mensch bleibt Mensch. Ob schwarz oder weiß - besser ist keiner. wann immer eine Minderheit unterdrückt werden kann, wird das getan. Das Bild vom kolonialen Weißen ist nicht mehr aktuell. Rassisten können alle Hautfarben haben! Man denke nur an Hutu und Tutsi - Morde aus reinem Rassismus.
Hoffentlich wird Südafrika nicht den Weg Zimbabwes gehen - gerade im Sinne der schwarzen Bevölkerung. Denn seit die Weißen aus Zimbabwe vertieben wurden, ist es für die verbliebene schwarze Bevölkerung noch schlechter geworden, da die Farmen der Weißen gut funktionierten, Arbeit und Nahrung brachten und nun zerstückelt und aufgeteilt völlig ruiniert sind.
wasnhierlos?!
Gast
südafrika hat die zweit höchste mordrate weltweit und wenn endlich mal jemand ermordet wird der es echt verdient hat horcht die ganze welt auf und leute schreiben hier(!) sogar sowas wie 'die buren kann man da echt verstehen...' -kann man nicht! die buren sind opfer ihrer verquerten denkweise(lies dir erstmal ihre geschichte durch(es gab nämlich schon mal einen burenstaat))aber ja, viel leid hätte erspart bleiben können (hitsquads in townships und zusammenferchungen und hungersnöte in den homelads) wenn die buren nicht zu behindert gewesen wären einen eigenen staat zu fürhen und es die verdammte apartheid nie gegeben hätte.
"unbekannt" - Gmunden am Traunsee
Gast
Weitere Hinzufügung (zu meinen 2 Kommentaren auf
dieser Ihrer Seite):
I c h suchte Anonymität nicht. Es geschah im
Namen einer Zeitung in Oberösterreich, daß die
Kodierung "unbekannt" für meinen Namen gewählt
wurde. Aber lassen Sie mich noch festhalten,
daß meines Erachtens die Diskussion betreffend
"G o o g l e S t r e e t V i e w"
http://de.wikipedia.org/wiki/Google_Maps
(ich zitiere als Mitarbeiter der "Wikipedia")
einen Aspekt n i c h t beachtet: Anonymität in
einem bestimmten Sinn gehört zum Beispiel in
städtischen Wohngegenden wie dem hiesigen
Mietskasernen-Viertel (benannt nach einem
Marburger - Maribor a.d. Drau! - Adeligen,
einem schwer behinderten Vater einer Tochter,
einem Politiker und Buchautor) zu den
Bedingungen eines Vorteils der Sozialstruktur
und ist somit zu einer Bewertungskategorie
"Lebensqualität" zu schlagen. Verglichen werden
müßte dann die hiesige Wohngegend mit solchen,
deren Bewohner das "Schaffe, schaffe, Häusle
baue!" vielleicht in höherem Maß interiorisiert
haben könnten, als wir hier. Und dabei müßte
man vielleicht gar nicht zuerst auf den schwä-
bischen oder einen deutschen Sprachraum blicken!
Die einfache Frage ist nun, ob der Zweck von
"Google Street View" - also die Abwertung von
Mietskasernen-Wohngegenden wie der hiesigen
durch Beeinträchtigung der Anonymität als
Bewertungskategorie für die "Lebensqualität" -
nicht doch auf sehr einfache Weise mit Kapital
zu tun hat.
Gerhard Katz
Gast
Schwarze Rassisten gibt es wohl nicht?
Südafrika (und Namibia) werden den Weg Zimbabwes gehen!
Karlchen
Gast
...Tja., jetzt wundern sich sogar die Weißen in Südafrika..., das Sie von Schwarzen umgeben sind.
Diese hat man in ihrem eigenen Land jahrzehntelang unterdrückt.
Das ganze nannte man damals Kolonialismus.
Die Menschen wurden wie Tiere gehandelt und durften als Sklaven arbeiten.
Wieviele sind gestorben?
"unbekannt" - Gmunden am Traunsee
Gast
Hinzufügung zu meinem heutigen Kommentar
auf dieser Seite:
Justiz und Politik - darum geht es doch in
Ihrem Bericht: glauben Sie, daß über den
Zusammenhang in W i e n
http://wien.orf.at/stories/435135/
noch etwas zu lernen sein könnte?
"unbekannt" - Gmunden am Traunsee
Gast
"Be Thou, long suffering, slow to wrath,
a burning and a shining light."
Diese Zeilen würden man doch zitieren wollen?
Walter Scott, IVANHOE, die Hymne Rebeccas:
When Israel, of the Lord beloved,
Out from the land of bondage came,
Her father’s God before her moved,
An awful Guide, in smoke and flame.
There rose the choral hymn of praise,
And trump and timbrel answered keen,
And Zion’s daughters poured their lays,
With priest’s and warrior’s voice between.
By day, along th’astonished lands
The cloudy pillar glided slow;
By night, Arabia’s crimsoned sands
Returned the fiery column’s glow.
Thus present still, though now unseen,
When brightly shines the prosperous day,
Be thoughts of Thee a cloudy screen,
To temper the deceitful ray.
And O, when gathers on our path,
In shade and storm, the frequent night,
Be Thou, long suffering, slow to wrath,
A burning and a shining light.
Aber: kann der wirkliche Inhalt von Scotts Roman
der Wettstreit zwischen einer Jüdin und einer
Sächsin sein? Das wäre denn doch eine zu billige
Schmeichelei, Bileams Sünde. Vielleicht hilft
es, wenn wir jetzt wieder auf Südafrika blicken,
darüber nachzudenken, daß Scott in seinem
Roman eine gewiß merkwürdige Parallele der
Geschichte im Jahr 1420 u.Z. und im Jahr 1920 u.Z.
darstellen könnte. Was stellt der Roman IVANHOE
dar? Wer ist Rebecca, wenn sie in Wahrheit
gar keine Jüdin ist? Diese Frage erlaube ich
mir hier meinem Leserkommentar zu Ihrem Kommentar
"Ein Mädchen, na und?" hinzuzufügen, den Sie
zuletzt freischalteten:
09.04.2010
7 Kommentare
...
Ein Mädchen, na und?
...
VON INES POHL
...
09.04.2010 08:16 Uhr:
von "unbekannt" - Gmunden am Traunsee:
Ich behaupte, daß es keinen wirklichen Fortschritt
in der Frauenfrage ohne ungeheuchelten Fortschritt
in der Rassenfrage gibt, weil im Zentrum der
Frauenfrage der Sexualneid steht und die zentrale
Manifestation des Sexualneids der Rassismus ist:
Als Jesus als unbekannter Mann am Abend des
Ostersonntags zwei Männern bei Emmaus erscheint,
legt er ihnen die Schrift aus: beginnend mit
Moses. - Moses hat eine Schwester: Mirjam. Nun
warf doch Mirjam ihrem Bruder Moses vor, daß er
eine Kuschitin - eine S c h w a r z e - zur
Frau genommen hatte. Dafür wird Mirjam von Gott
bestraft. Aber nun wiederholt sich ja bis zum
heutigen Tag, was Mirjam tat. Denn Exegese fragt:
kann man wirklich einfach sagen, eine "Kuschitin"
sei "eine Schwarze"? Welche Stellen der BIBEL -
in Österreich Schulbuch, "Nr. 4124"! - wären zu
konsultieren, um eine verbindliche Antwort zu
erhalten? Wie groß ist - am Einkommen gemessen! -
der Prozentsatz von afrikanischen Mitarbeitern
in den Institutionen der EU und in den
Institutionen der Nationen, die zur EU gehören
(angefangen von den politischen Parteien):
verglichen mit der wirtschaftlichen Bedeutung
Afrikas für die EU und der prognostizierten
Bedeutung der Wirtschaft Afrikas für die EU?
vic
Gast
Ich hoffe sehr, dass sich die Herrenrasse nicht wieder durchsetzen kann. Deren Schreckensherrschaft dauerte nun wirklich lange genug.
Herr Apfel
Gast
Ich kann die Wut der Buren sehr gut verstehen. Über dreitausend Morde sind nun mal keine Einzelfälle. Südafrika wird sich zwangsläufig zu einem zweitem Zimbabwe entwickeln. Ein eigenständiger Burenstaat wäre eine Lösung die viel zukünftiges Leid verhindern könnte.
Maria
Gast
Die Regierung muss sofort etwas unternehmen um die Radikalisierung zu unterbinden.
Andererseits sind in den vergangenen 12 Jahren ungefähr 2500 weiße Farmer ermordet worden an der Gesamtzahl gemessen ist das eine riesige Menge.
Dieses mal ist es unmöglich nur einer Seite die Rassistenkarte zuzuschieben.
Martin
Gast
solange immer noch ein toter weißer soviel staub aufwirbelt wie 100 tote schwarze, gibt es noch keine gleichberechtigung.