Gazastreifen: Vier Tote im Schmugglertunnel
Die Hamas wirft Ägypten den Einsatz von Giftgas bei der Zerstörung eines Schmugglertunnels vor. Doch was geschah, ist unklar. Die Hamas verstrickt sich in Widersprüche.
KAIRO taz | Ein tödlicher Vorfall in einem Schmugglertunnel zwischen dem Gazastreifen und Ägypten wirft viele Fragen auf. Vier Palästinenser wurden am Mittwoch getötet und mindestens drei verletzt, als der Tunnel von der ägyptischen Seite zerstört wurde. Unklar sind die genauen Umstände. Die im Gazastreifen regierende Hamas-Bewegung wirft Ägyptens Sicherheitsbehörden vor, Giftgas in den Tunnel geleitet zu haben, bevor er gesprengt wurde. "Das ist ein furchtbares Verbrechen seitens der ägyptischen Sicherheitskräfte gegen palästinensische Arbeiter, die versuchen, ihr tägliches Brot zu verdienen", erklärte Hamas-Sprecher Fawzi Barhoum. Er fordert von Kairo eine Erklärung und eine Untersuchung.
Ägyptens Regierung schweigt bisher. Sie steht von Israel und den USA unter Druck, die Tunnel zu schließen, über die nicht nur ein Teil der Versorgung für die von der Außenwelt abgeschlossenen 1,5 Millionen Palästinenser im Gazastreifen läuft, sondern auch Waffen geschmuggelt werden.
Ägyptische Sicherheitskräfte zerstören regelmäßig pro forma einige dieser unterirdischen Gänge. Normalerweise gibt es dafür ein festgelegtes Prozedere. Die Sicherheitskräfte warnen die Palästinenser, dass ein bestimmter Tunnel zerstört wird, worauf der Eingang auch von der palästinensischen Seite in Rafah gesperrt wird. Danach legen ägyptische Experten im Gang eine Sprengladung und zerstören ihn.
Unklar ist, was diesmal genau geschah, warum Menschen im Tunnel waren und wie sie starben. Ungenannte ägyptische Sicherheitsbeamte gaben zu, am Mittwoch vier Tunnel nördlich des Grenzübergangs Rafah zerstört zu haben. Hamdan Abu Latifa, ein Arzt auf der palästinensischen Seite des Grenzortes erklärte, die Schmuggler seien erstickt. Das könnte auch Ergebnis der Rauchentwicklung nach der Explosion sein. Die palästinensischen Aussagen widersprechen sich zudem. So hatte ein Hamas-Sicherheitsbeamter zunächst erklärt, die Ägypter hätten eine Art Tränengas eingeleitet, bevor die Hamas in ihrer Erklärung später von Giftgas sprach.
Unbeantwortet ist die Frage, warum sich überhaupt Schmuggler im Tunnel befanden, wenn die ägyptische Seite diesen zerstört. Gab es die übliche Warnung nicht oder leitete die Hamas sie nicht an die Schmuggler weiter?
Leser*innenkommentare
TOM
Gast
Ja, die IDF hat Gaza verlassen. Nur Ihre Raketen besuchen es öfters mal. Wobei, wenn ich richtig darüber nachdenke auch Ihre Kugeln. Hmmm, wenn ich weiter nachdenken dann auch Ihre Panzer. Hmmm und ein Stück weitergedacht ist es noch gar nicht so lange her das Ihre Soldaten dort ballerten.
Haben Sie es wirklich verlassen?
aso
Gast
@ end.the.sinnfrei:
„...die übliche Besatzer-Sprachregelung...“:
Besatzer? Welche Besatzer?
Amnesie, oder gefangen in der Zeitschleife?
Jeder, der informiert ist, weiß so langsam, daß die IDF Gaza 05 verlassen hat.
„...Zahlen, was den Transport von ganz zivilen Versorgungsgütern durch die Tunnel betrifft?...“:
Jeder, der informiert ist, weiß, daß Gaza mit allen lebensnotwendigen Gütern versorgt wird. Darauf achtet schon die UNRWA, die zuständig ist, und die falls Engpässe aufträten
Alarm schlagen würde.
Die Versorgung ist dermaßen gesichert, daß die UN über starke Tendenzen zu Übergewicht in Gaza berichtet...
Bei den Schmugglertunneln handelt es sich, wie allgemein bei Schmuggel üblich, um einen einträglichen Geschäftszweig und
„...ein profitabler Wirtschaftszweig für die Islamisten. Sie sollen laut manchen Berichten 10% des Umsatzes von den Betreibern als „Tunnelsteuer“ einkassieren. So blüht das Geschäft mit den Tunneln...
seit fünf Jahren arbeitet Abu Abdallah im Tunnelgeschäft, und hat seither sogar ein wenig angewandte Biologie gelernt. Am meisten gefragt und am einträglichsten ist
nämlich der Schmuggel von Potenzpillen:„Viagra kostet im Sinai umgerechnet 1,5 Euro, hier in Gaza sechs Euro.“
http://www.info-middle-east.com/news/schmugglertunnel-in-gaza.html
Es hier also nicht um überlebensnotwendiges, ohne das die Bewohner verhungern würden, sondern um Luxusgüter aller Art.
Die trotz begrenzten Raumes nicht vorhandenen Geburten-Regelung zeigt aber die absolut vernünftige Nachfrage nach Viagra...
In aktueller Propaganda-Speech der Miligörus-Nazis von IGMG über „ Gaza: Vier Palästinenser im Schmugglertunnel getötet“
ließt sich das auf deren Seite so:
„...Durch die Tunnel sollen regelmäßig Waffen in das Gebiet gelangen. Doch die 1,5 Millionen Bewohner des Gazastreifens sind darauf angewiesen, durch die Tunnel
mit Nahrungsmittel und anderen Gütern des Alltags versorgt zu werden.
Die offiziellen Grenzübergänge zu Ägypten wie zu Israel sind seit 2007 geschlossen...“:
Von der UNRWA- Versorgung ist keine Rede, es wird suggeriert, als seinen die Tunnel die einzigen Versorgungsadern...der Artikel könnte auch von Ihnen sein.
Das ganze wird noch illustriert mit einem Bild von 7 blutigen Leichen was auf eher auf was anders deutet als auf den angeblichen Giftgasanschlag...
Wer Fakten statt Ihrer Propaganda hören will:
Die Hamas erkennt den Staat Israel nicht an und ruft zu seiner Zerstörung auf...
Stefan
Gast
Gehört es eigentlich zur Aufklärungspflicht, die ein Journalist verspürt, jede, aber auch jede Lüge ungeprüft aber ausführlichst zu zitieren?
Sollte nicht lieber über Fakten berichtet werden?
Oder auf das übliche alberne Lügenprocedere der Hamas hingewiesen werden?
Gute Besserung!
end.the.occupation
Gast
Und wieder die übliche Besatzer-Sprachregelung vom Schmugglertunnel, durch die angeblich vorwiegend Waffen geschmuggelt werden.
Warum nennt Gawhary keine Zahlen, was den Transport von ganz zivilen Versorgungsgütern durch die Tunnel betrifft? Die lassen sich doch ziemlich leicht schätzen, da doch die Zahlen dessen, was die Besatzer noch durchlassen, gut bekannt sind.
Warum berichtet Gawhary nicht über die zielgerichtete Zerstörung der Lebensmittelindustrie Gazas - an die Bombardierung von Mühlen und Molkereien? Wie wäre es mit einem realistischen Bild von Gaza? Wer hält Gawhary davon ab, das zu beschreiben?