Kommentar Ölpest: Experimente am Planeten

Die aktuelle Katastrophe zeigt, dass die Marktkräfte tatsächlich überhaupt keine Prävention für den Notfall geschaffen haben.

In diesen Tagen heißt der Bösewicht BP. Angesichts der größten Erdölkatastrophe der US-Geschichte ist das naheliegend. Doch BP ist nicht allein. Die Erdölbranche ist global vernetzt. So gehörte die "Deepwater Horizon"-Plattform, die im Golf von Mexiko explodiert ist, dem Schweizer Konzern Transocean, der weltweit mehr als 100 Ölplattformen verleast. Und so war das letzte Unternehmen, das Arbeiten an der Plattform durchgeführt hat, bevor sie explodierte, der Konzern Halliburton, der ebenfalls weltweit agiert.

Die Erdölbranche hat im letzten Jahrzehnt in Off-Shore-Plattformen investiert, die immer weiter entfernt von den Küsten an immer tieferen Bohrstellen, auf immer riskantere Art Erdöl aus dem Meeresboden holen. In derselben Periode rüsteten die Staaten als die einzigen Institutionen, die in der Lage wären, die große Industrie zu kontrollieren, ab. Es war die Zeit, in der das Dogma galt: Die Märkte regulieren sich selbst am besten.

Die aktuelle Katastrophe zeigt, dass die Marktkräfte tatsächlich überhaupt keine Prävention für den Notfall geschaffen haben. Alles, was BP jetzt tut, geschieht nach dem Try-and-Error-Verfahren: Der "Deckel" über dem Loch, der nicht hält; das ins Meer gesprühte Waschmittel, das das Öl binden soll und möglicherweise ebenso giftig ist wie das Öl selbst; der Nachschubmangel an schwimmenden Barrieren, die das Öl an der Oberfläche zurückhalten sollen - all das sind Experimente an unserem Planeten. Und selbst in dieser extremen Lage ist der Staat wenig sichtbar. Insofern erinnert das Geschehen im Golf auf gespenstische Art an das, was mit den Subprime-Spekulationen bei den Banken geschehen ist: Auch dort hatte sich der Staat aus seiner Kontrollfunktion weitgehend zurückgezogen.

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