Anti-Militarismus: "Viele haben es nicht als Satire erkannt"
DFG-VK-Mitglied Eugen Januschke wertet das Flugblatt der Berliner Friedensgesellschaft trotzdem als Erfolg.
taz: Herr Januschke, Ihr Verband rief auf Flugblättern zum "Schampussaufen" am Ehrenmal der Bundeswehr auf, wenn deutsche Soldaten sterben. Jubeln Sie, wenn deutsche Soldaten umkommen?
Eugen Januschke: Ich kann nur für mich reden: Ich freue mich nicht. Es ist ein Aufruf zur gespielten Freude. Damit sollte im klassisch politischen Sinn provoziert werden. Die Aktion hinterfragt die Würdigung toter Bundeswehrsoldaten. Die Trauer der Politiker um die Soldaten ist ebenso proklamiert wie die gespielte Freude über ihren Tod in dieser Protestaktion.
43, ist Diplom-Mathematiker und promovierter Semiotiker. Seit 2001 ist er Mitglied der DFG-VK.
Gespielte oder echte Freude - auf dem Flyer ist das nicht zu erkennen.
Die Aktion wurde auf unserer Website vor über einem Monat auch aufgelöst. Dabei wurde klar gemacht, dass es nicht "unsere" Freude ist, sondern die Freude einer feiernden Bourgeoisie, die mit dem Krieg Profit macht. Deshalb wurde das Schampussaufen vom Ehrenmal der Bundeswehr zum Haus der Deutschen Industrie verlegt. Damit wird nochmals deutlich gemacht, dass es sich um Satire handelt.
Haben die Menschen verstanden, dass es sich um eine Satire-Aktion handelt?
Aus meiner Sicht war das ein Manko der Aktion. Viele Leute haben es nicht als Satire oder Provokation erkannt. Viele Menschen wollen es auch nicht als Provokation verstehen, sondern beharren darauf, die Freude sei ernst gemeint.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt, und die Debatte dreht sich eher um das Flugblatt als um dessen Kritik. Hat der Verband seine Ziele erreicht?
Ich bin kein Jurist, aber ich glaube, dass das Verfahren der Staatsanwaltschaft nicht Bestand haben wird. So eine Aktion hat ja nie nur ein Ziel: Wir sind sehr bekannt geworden, und dadurch, dass sich anderen Leute angegriffen fühlen, wurde ein wunder Punkt offen gelegt. Durch die Kriminalisierung des Flyers wird deutlich, dass es ein Bestreben gibt, antimilitaristische Kritik aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Es wurde deutlich, dass es Leute gibt, die Soldaten für das verantwortlich machen, was sie im Irak oder in Afghanistan tun.
Interview: Laurence Thio
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