Korea-Konflikt: "Außergewöhnliche Pressekonferenz"
Pjöngjangs sonst unzugängliche Militärkommission warnt den Süden vor Seemanöver. Diplomaten: "Relativ milde Drohungen".
PJÖNGJANG taz | Nordkoreas Armee hat den Süden am Freitag davor gewarnt, den Konflikt auf der Halbinsel zu verschärfen. Sonst könne "in jedem Augenblick Krieg ausbrechen". Die aktuellen Spannungen zeigten, dass Nordkoreas Bemühen um eigene Atomwaffen richtig seien. Diese seien "rein defensiv" und schützen vor äußeren Feinden. Nordkora habe weitere, bislang nicht bekannt gegebene Waffen, hieß es ohne Details.
In der beispiellosen Pressekonferenz der Nationalen Verteidigungskommission warnte Generalmajor Ban Rim-su vor Diplomaten und wenigen Journalisten den Süden davor, ein geplantes Manöver mit den USA in umstrittenen Küstengewässern durchzuführen. Zugleich wies er erneut den von einer südkoreanischen und internationalen Untersuchungskommission erhobenen Vorwurf zurück, die südliche Korvette "Cheonan" mit einem Torpedo versenkt zu haben.
Dies sei nicht im Interesse Nordkoreas, das versuche, seine Wirtschaft zu sanieren. Dahinter stecke vielmehr der Versuch konservativer Kräfte des Südens, die Bevölkerung gegen den Norden "in Rage" zu versetzen, um die Regionalwahlen am 2. Juni für sich zu entscheiden. Außerdem wollten diese Kräfte um Südkoreas Präsidenten eine Annäherung zwischen den USA und Nordkorea verhindern.
Beim Untergang des südkoreanischen Schiffes starben im März 46 Marinesoldaten. Laut Ban erneuerte Nordkorea am Donnerstag die Forderung, Experten nach Südkorea zu schicken. Seoul lehnt dies ab.
Zur Ankündigung Russlands, Fachleute zur Überprüfung der vorgelegten Beweise nach Seoul zu schicken, erklärte Ban: "Damit haben wir nichts zu tun." Er bekräftigte, dass Nordkorea "damit angefangen hat, zu prüfen, ob man die Verbindungsbüros zwischen südlichen und nördlichen Militärs schließen und die Passage zum Industriekomplex Kaesong vollständig blockieren" werde. Im nördlichen Kaesong lassen südliche Firmen produzieren.
Diplomaten in Pjöngjang bewerteten die Pressekonferenz als "ganz außergewöhnlich". Die Verteidigungskommission, das höchste Gremium des Militärs, sei gewöhnlich unzugänglich, die Warnungen gegen den Süden seien "relativ milde" formuliert. Nordkoreas Sorge, dass die Situation außer Kontrolle gerate, sei offenbar extrem hoch.
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