Euro-Krise: Spanien runtergestuft

Wie im Falle Griechenlands hat eine Ratingagentur die Kreditwürdigkeit Spaniens herabgestuft. Sie fürchtet, die Regierung spare das Land in eine Rezession.

Rund 15 Milliarden Euro will Spanien bis Ende 2011 sparen. Bild: reuters

Für Spanien wird es teurer, Kredite aufzunehmen: Die Ratingagentur Fitch hat das Land am Freitagabend leicht zurückgestuft - auf die Note AA+. Vorher hatte Spanien die Bestnote AAA.

Die Neubewertung von Fitch kam nicht völlig überraschend. Schon im April hatte die Ratingagentur Standard & Poors Spanien auf AA+ zurückgestuft. Nur die Agentur Moodys hielt bisher daran fest, Spanien mit der Bestnote zu versehen.

Analysten schließen nicht aus, dass nun auch die beiden anderen Agenturen Spanien zurückstufen. Dies würde die Finanzmärkte erneut verunsichern, die am Freitagabend sofort auf die Neubewertung von Fitch reagierten. Der Euro fiel auf 1,2283 Dollar, erholte sich später aber leicht.

Die Rückstufung durch Fitch zeigt, dass Spanien in einem Teufelskreis steckt. Erst am Donnerstag hatte das spanische Parlament mit knapper Mehrheit ein Sparpaket beschlossen, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Rund 15 Milliarden Euro soll es bis Ende 2011 bringen. Dazu gehört unter anderem, dass die Gehälter der Staatsangestellten sofort um 5 Prozent gekürzt und die Renten im kommenden Jahr eingefroren werden.

Genau dieses Sparpaket nahm Fitch jedoch zum Anlass, um die Kreditwürdigkeit Spaniens abzusenken. Denn die Agentur rechnet damit, dass sich Spanien in die Rezession spart: um 4,5 Prozent werde die Wirtschaft in diesem Jahr schrumpfen. Fitch versprach allerdings, die Kreditwürdigkeit von Spanien vorerst nicht noch stärker anzutasten: "Wir gehen davon aus, dass es im nächsten Jahr keine Senkung des Ratings gibt."

Mit der schlechteren Bonitätsnote wird es für Spanien schwieriger, sich billig zu verschulden. Der Kreditbedarf ist jedoch enorm: Allein in diesem Jahr benötigt Spanien fast 100 Milliarden Euro, um alte Kredite abzulösen und seine Haushaltsdefizite zu finanzieren.

Bisher allerdings ist der Zustrom an frischem Geld noch nicht versiegt: Vor zehn Tagen ist es der sozialdemokratischen Regierung Zapatero gelungen, 3,52 Milliarden Euro für zehn Jahre auf den Kapitalmärkten aufzunehmen. Allerdings lag der Zins inzwischen bei 4,07 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland müsste aktuell weniger als 3 Prozent zahlen.

Dabei sieht die Lage Spaniens an der Oberfläche gar nicht so schlecht aus: Ende 2009 entsprachen die gesamten Schulden nur 55 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Beunruhigend ist jedoch, wie schnell die Schulden angestiegen sind: In nur zwei Jahren legten sie um 20 Prozentpunkte zu. Und neue Belastungen sind zu erwarten, weil einige der 45 spanischen Sparkassen vor dem Bankrott stehen.

Sie haben insgesamt rund 325 Milliarden Euro an Hypothekarkrediten vergeben. Diese Baudarlehen sind nun gefährdet, seit die spanischen Immobilienblase geplatzt ist. Viele der neugebauten Häuser stehen leer – oder aber ihre Bewohner können die Kredite nicht mehr bedienen, weil die Arbeitslosigkeit rasant steigt. Sie liegt inzwischen bei rund 20 Prozent.

Zwei Sparkassen mussten bereits gestützt werden. Die Rating-Agenturen rechnen damit, dass insgesamt 35 Milliarden Euro oder sogar 43 Milliarden Euro an staatlicher Unterstützung nötig werden könnten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.