Italien gegen Paraguay 1:1: Weltmeister wurschtelt sich durch

Nur haarscharf ist Weltmeister Italien einer Auftaktniederlage entkommen. Doch auch dem Außerseiter Paraguay glückte wenig glanzvolles.

Begeisterung bei den Fans: Völlig überraschend geht Paraguay gegen Weltmeister Italien in Führung Bild: reuters

BERLIN taz | Haarscharf ist Titelverteidiger Italien an einer Auftaktniederlage gegen Paraguay entlang geschrammt. Dabei konnten sich die alternde Mannschaft um den 36-jährigen Abwehrhelden Fabio Cannavaro beim paraguayischen Torwart Justo Villar bedanken, der die Geschichte der Torwartfehler bei dieser WM um ein weiteres Kapitel erweiterte. In der 63. Minute segelte er an einem Eckball vorbei, so dass Daniele de Rossi für die Italiener zum 1:1 Entstand einköpfen konnte.

In der ersten Halbzeit hatte Vertteidiger Antonio Alcaraz Paraguay ebenfalls nach einer Ecke überraschend in Führung gebracht (33.). Dank Villars Fehler konnte Italien zumindest mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden sein, mit dem Spiel allerdings nicht. Was vor allem am Fehlen ihres Mittelfeld-Stars Andrea Pirlo lag.

Viel war vor dieser WM über die verletzten Stars gesprochen worden. Wie würde die Niederlande ohne Robben klar kommen, wie Ghana ohne Essien, wie Deutschland ohne Ballack? Pirlo wurde dabei meist vergessen. Eigentlich verwunderlich, hätten doch zumindest die Deutschen sich daran erinnern müssen, wie prägend der an der Wade verletzte Mittelfeld-Dirigent 2006 für das Spiel der Italiener war. Und während die erwähnten Teams auch ohne Ihre Leitfiguren ganz gut auskamen (vor allem natürlich Deutschland), vermisste die Squaddra Azzura ihren Star beim WM-Auftakt aufs Schmerzlichste.

Italien - Paraguay 1:1 (0:1)

Italien: Buffon (46. Marchetti) - Zambrotta, Cannavaro, Chiellini, Criscito - De Rossi, Montolivo - Pepe, Marchisio (59. Camoranesi), Iaquinta - Gilardino (72. Di Natale)

Paraguay: Villar - Bonet, Alcaraz, da Silva, Morel - Victor Cáceres - Vera, Riveros, Torres (60. Santana) - Valdez (68. Santa Cruz), Barrios (76. Cardozo)

Schiedsrichter: Archundia (Mexiko)

Zuschauer: 62 869

Tore: 0:1 Alcaraz (39.), 1:1 De Rossi (63.)

Gelbe Karten: Camoranesi / Victor Cáceres

Mit Marchisio und Montolivo hatte Marcello Lippi zwei für italienische Verhältnisse junge Kräfte aufgeboten, um Pirlo zu ersetzen. Aber das Metronom des italienischen Spiels fehlte an allen Ecken und Enden. Marchisio versteckte sich meist im defensiven Mitteldfeld. Montolivo sorgte ansatzweise für Gefahr, mit zunehmender Spieldauer verblasste auch er zusehends.

So ging für die Italiener durch die Mitte wenig bis gar nichts, wenn es überhaupt gefährlich wurde, dann über die Außen, rechts über Pepe, der überraschend anstelle von Di Natale spielte und links über den jungen Linksverteidiger Criscito. Doch auch ihnen ging das überraschende Moment, die zündende Idee ab, so dass der bemitleidenswerte Gilardino im Sturmzentrum zusehends verhungerte. Zur Halbzeit musste zu allem Übel auch noch Torhüter-Legende Buffon verletzt in der Kabine bleiben.

Die Paraguayer konnten mit ihrem Spiel zufrieden sein. Auch ihnen glückte wenig glanzvolles, doch von Anfang an stellten sie sich den Italienern mit allem, was sie hatten, entgegen. Diese ausgeglichene Mannschaft kämpft um jeden Meter als ginge es um ihr Leben. So scheint es im Nachhinein verständlich, dass sich in der Qualifikation auch Brasilien und Argentinien an ihr die Zähne ausbiss.

Erlebnisfußball war das aber trotzdem nicht. Am Anfang beschränkten sich die Paraguayer auf die Verteidigung, die beiden Angreifer Valdez und Barrios von Borussia Dortmund wurden kaum eingebunden. Immerhin trauten sie sich mit dem Tor im Rücken auch öfter nach vorn und hatten kurz nach Italiens Ausgleichtreffer sogar den Sieg auf dem Fuß, als der eingewechselte Santana knapp verfehlte (66.). Insgesamt war es eine zwar intensive, aber weitgehend fantasiefreie Partie mit wenigen Höhepunkten, die zum nasskalten Wetter in Kapstadt passte.

Für die Italiener spricht jetzt hauptsächlich die Schwäche der Gruppe (nächste Gegner: Neuseeland und Slowakei). Wenn sie sich da wie auch in dieser Partie irgendwie durchwurschteln, wird mit ihnen allein schon aus Tradition noch zu rechnen sein, zumal wenn Pirlo wieder rechtzeitig fit werden kann. Paraguay hingegen könnte sich nach dem höchst respektablem Remis gegen den amtierenden Weltmeister zweifelsohne immens gewachsenen Selbstvertrauen zu einem echten Geheimtipp dieser WM entwickeln und noch den einen oder anderen Favoriten ins Straucheln bringen.

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