Kolumne Afrika Afrika: Es ist einfach zu kalt

Die pünktlich zur WM eingebrochene Winterkälte in Johannesburg macht den Organisatoren des public-viewing im "Afrika-Dorf" einen Strich durch die Rechnung.

Zwei orangefarbene Lockenperücken sitzen auf einer Bank vor der Großleinwand und verfolgen ihr Fußballteam. Der große Flachbildschirm im "afrikanischen Dorf" von Johannesburg am Zoo Lake sieht winzig aus auf dem riesigen Rasenplatz. Dort ist das grüne Gras nur noch als verblichene, trockene Stoppeln erkennbar ist. Die Winterkälte killt alles. Auch die Stimmung.

Die beiden einsamen niederländischen Fans genießen noch die letzten sonnigen Augenblicke, bevor Eiseskälte heraufzieht. Ein paar afrikanische Fans, die in Südafrika leben, gesellen sich dazu. Etwas mehr als eine Handvoll. Eine Rastamütze aus Kamerun und zwei Kappenträger aus anderen Winkeln des Kontinents sind auch dabei. In der Halbzeit spielt die Band heiße, kongolesische Rhythmen, strikt nach Programm: Live-Musik vor und nach jedem Fußballspiel, dreimal am Tag.

Allerdings bleibt auch abends um zehn Uhr, nach dem letzten Spektakel der internationalen Fußballbegegnungen, die Band öfter mal aus. Wie die Zuschauer. Einfach zu kalt. Heizstrahler erwärmen bei Frost und Minusgraden auf dem weiten Feld gerade mal den Hinterkopf, und auch nur, wenn man nah rangeht.

Martina Schwikowski ist taz-Korrespondentin in Johannesburg.

Die pünktlich zur WM eingebrochene, ungewöhnlich kalte Winterkälte auf dem in 1.800 Metern Höhe gelegenen Johannesburger "Highveld" hat den Organisatoren des Afrika-Dorfes in dem zentral gelegenen Viertel Parkview einen Strich durch die Planung gemacht. Normalerweise werden Cricket-Spieler von der Terrasse der Sportbar auf dem Feld angefeuert, jetzt brüllt niemand. Verkäufer, die ihre Waren und Souvenirs anbieten, sind enttäuscht. Zu wenig Werbung für eine großartige Idee, sagen sie.

Die Aktion der Organisatoren, afrikanischen Fans in einem Dorf mit Strohhütten inmitten eines Johannesburger Wohnviertels am See zu vereinen, ist nicht nur verfroren, sondern auch weitgehend ohne großes Echo geblieben: Das überdimensionale Plakat auf Rädern am Eingang des Parks ist zwar nicht zu übersehen, aber das war es auch. Die Enten am nahen See haben sich aufgeplustert und verkrochen. In Kapstadt sind sogar 500 Pinguine an Kälte gestorben.

Wie? Afrikanisches Dorf? fragen die Kollegen. Ist ja interessant. Das dachten die afrikanischen Geschäftsleute auch, die zusammen mit der südafrikanischen Handelskammer und dem Afrika-Entwicklungsprogramm Nepad (New Partnership for Africas Development) zusammen das "African Village" zu Beginn der WM eröffneten.

Dorfchef Mbi Mbapeh zerschnitt feierlich ein Band, Vertreter des südafrikanischen Kulturministeriums und des nigerianischen Tourismusbüros applaudierten mit den neugierigen Zuschauern. Essen aus Kamerun, senegalesische Mode und Handwerk aus Afrika in Rundhütten, da hat sich auch der Sponsor SAB (South African Breweries), die südafrikanische Bierbrauerei, nicht lumpen lassen. Alles läuft gut organisiert, nur nicht die Werbetrommel.

Aber die Druckmaschine in dem kleinen Bürohäuschen spuckt eifrig Informationen und Spielpläne aus. Managerin Caroline Mbinjifor arbeitet im langen Wintermantel und hohen Stiefeln. Sie findet es schade, dass viele Fußballfans zu Hause bleiben, aber verständlich. "Wir hoffen aber noch, dass es mildere Tage gibt, bevor die WM endet."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1960, lebt seit 1995 in Johannesburg, Südafrika. Sie ist TAZ-Korrespondentin für das südliche Afrika und freie Autorin für Zeitungen, Magazine sowie Buchverlage und arbeitet frei als TV-Produzentin und Medientrainerin in der Region.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.