Sauerland-Täter schuldfähig

TERROR Gutachter bescheinigen drei Männern ganz unterschiedliche Charaktere, aber keine Krankheit

DÜSSELDORF dpa | Psychiatrische Gutachter sehen die Auslöser für die islamische Radikalisierung der Terroristen der „Sauerland“-Gruppe in familiären Krisen und Konflikten. Alle vier Angeklagten seien aber völlig unterschiedliche Charaktere, sagten Gutachter am Dienstag vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf. Bei keinem Angeklagten liege eine krankhafte Persönlichkeitsstörung vor.

Der Anführer der Gruppe, Fritz Gelowicz (30), wirke wie ein „narzisstisch geprägter Mensch“ mit einem Hang zur Großspurigkeit. Auffällig in seinen Prozessaussagen seien gekünstelte Wortbetonung und Satzstellung. Bei dem Deutschtürken Adem Yilmaz, der sich im Prozess immer wieder mit dem Richter und Justizbeamten anlegte, machten die Gutachter ein „pubertär-trotziges Verhalten“ aus. Yilmaz sei mit seiner Schwärmerei für Waffen und Begeisterung für die Terrorausbildung in Pakistan wohl von „Größenfantasien“ beseelt. Den jüngsten Angeklagten Daniel Schneider (24) hielten die Gutachter für einen „eher braven Menschen“ mit hoher Leistungsmotivation. Bei ihm vermuteten die Gutachter als Grund für die Radikalisierung die Trennung seiner Eltern, als er elf Jahre alt war. Der Islam habe ihm Orientierung gegeben. Bis auf Schneider hatten sich die Angeklagten geweigert, mit den Psychiatern und Psychologen zu sprechen. Die drei Islamisten waren 2007 im Sauerland festgenommen worden, weil sie an Bomben gegen US-Einrichtungen bastelten.